"Nachdenken in München", der Münchner Blog
und Gesprächskreis der NachDenkseiten
kam im Herbst 2016 auf mich zu und wollte meine damalige Rede zur (erfolglosen) Kandidatur
meiner Wenigkeit als SPD-Bundestagskandidat für den Düsseldorfer Norden auf ihrer Seite publizieren.
Diese wurde dann von Ludger Elmer und Andreas Schlutter als "redaktionelles Kernteam"
dort veröffentlicht. In der Folge kam dann im langen und trockenen Sommer 2018
noch die Serie zum Thema "GLÜCK" und /vs. "Globalisierung" dazu.
All diese Einträge auf dem Münchner Blog der NachdDenkseiten werden nun hier verlinkt.
Und - herzlichen und solidarischen Dank nochmals an Andreas und Ludger für
Freundschaft und Unterstützung!
Was ist eigentlich „Neoliberalismus“?
Ein wissenschaftlich nicht definierter, beliebig einsetzbarer „Kampfbegriff“?
Das „Drehen und Wenden von Allem und Nichts zum Vorteil einzelner zumeist mächtiger Personen und Gruppen“?
Eine Leere an Werten und gemeinsamen (Grund-) Regeln?
Und – wie kann man dieses Vakuum endlich wieder mit Gemeinsamkeiten füllen?
Ist „Globalisierung“ also „Fluch oder Segen“?
Chance auf „Miteinander“ oder „Dauerkrise des Gegeneinander“ bis hin zum Krieg?
Und wie verhält es sich da mit dem „Glück“? Ist das überhaupt zu ermessen?
Sicher ist das „Glück“ flüchtig. Wenn man meint, es gefasst zu haben, dann ist es auch
sogleich wieder entschwunden. Und der Weg dahin ist voller Dornen.
Aber er liegt näher, als die meisten ahnen.
Und „gute und verantwortungsvolle Politik“ sollte diesen ebnen.
Für immer mehr und nicht für immer weniger Menschen.
von Stefan Frischauf
1990 sprach Heiner Müller von der „totalen Besetzung mit
Gegenwart“, die jetzt,
zu diesem Zeitpunkt eintreten würde. Der Dramaturg und spätere Leiter des
Berliner Ensembles interpretierte so Francis Fukuyamas „Ende der Geschichte“
auf seine eigene Art. Ein historischer Zeitpunkt. Eine Zeitenwende.
Vielleicht aber auch eine nicht abgeschlossene, eher „halbgare“ Zeitenwende?
Was geschieht also, wenn die Vergangenheit verschwindet?
Welche Perspektiven gewinnt oder verliert eine mögliche Zukunft dann?
Und wie verhält es sich mit der Hoffnung, der Schwester des Glücks?
Und was bedeutet das wiederum für das zarte Pflänzlein „Demokratie“?
Theodor W. Adorno sagte 1959: „Ich betrachte das Nachleben
des
Nationalsozialismus in der Demokratie als potentiell bedrohlicher denn das
Nachleben faschistischer Tendenzen gegen die Demokratie. Unterwanderung
bezeichnet ein Objektives; nur darum machen zwielichtige Figuren ihr
Comeback in Machtpositionen, weil die Verhältnisse sie begünstigen.“1
Welche Verhältnisse und welche „persönlichen Dinge“
begünstigen also
den Aufstieg welcher „zwielichtigen Figuren“ aus der Masse der Menschen
und wer oder was vermag sich ihnen wie in den Weg zu stellen?
von Stefan Frischauf
Nicht „der Gewinner, der alles bekommt“ ist das „Maß aller Dinge“. Er oder sie neigt
auch viel zu sehr dazu, satt und selbstgefällig zu werden in Anbetracht der Höhe
der Belohnung, die er oder sie da „abräumt“.
Es sind vielmehr „der kleine Mann“ und „die kleine Frau“, die mit ihrer Arbeit
„Gesellschaft tragen“. Ihr Wille jedoch, „gute und ehrliche Arbeit“ zu leisten,
wird viel zu wenig gefördert. Denn eine angemessene Bezahlung, die eine
auskömmliche Balance zwischen Leben, Wohnen und Arbeiten ermöglicht,
ist sowohl Anerkennung, als auch Förderung von Leistungsbereitschaft.1
Forscher haben schon vor Längerem nachgewiesen, dass es die kleinen bis mittleren,
die „angemessenen Belohnungen“ sind, die die Menschen am meisten motivieren.
Die sie auch dazu bringen, weiterhin „gute und ehrliche Arbeit“ zu leisten und vor
allem auch, diese weiter zu verbessern.2
Wie kann so etwas in der alltäglichen Praxis des beruflichen Alltags aussehen?
Und was sind die größten Hindernisse bei der Durchführung solcher Maßnahmen?3
Dies soll hier an zwei essentiellen übertragbaren Beispielen verdeutlicht werden:
Vom Anfang her gedacht – Erziehungswesen und Grundschulpädagogik.
Von Mitte und Ende her gedacht – Pflege von Kranken und Alten.
von Stefan Frischauf
Franco Clemens, seines Zeichens „Streetworker“ Kölner Herkunft
und an einem „sozialen Brennpunkt“ in Düsseldorf tätig, sagt:
„Schadensbegrenzung am sozialen Abgrund.
Soziale Dienstleistungen, um den Menschen aus ihrer Armut,
prekären Situation,
Illegalität und Armutskriminalität zu helfen, werden immer sinnloser, solange dies
systemisch durch Hartz 4 unterwandert und verhindert wird. Für viele Menschen,
darunter auch viele junge MitbürgerInnen, lassen sich keine alternativen Visonen
und Lebensmodelle auf ein wirtschaftlich selbstbestimmtes Leben mehr erarbeiten,
um sie dahin zu begleiten und zu unterstützen.
Lebenslange Armut und Chancenlosigkeit werden aber bei dem
sichtbaren
Gesamtreichtum und der eklatanten Ungerechtigkeit in dieser Gesellschaft
insbesondere die jungen Menschen nicht einfach weiter hinnehmen. Es legitimiert
deshalb moralisch ihren “vielschichtigen” Widerstand, der sich je nach Alter,
ethnischer Zugehörigkeit, Bildungsgrad, Umfeld und Sozialisation ganz
unterschiedlich äußert. Man kann in der Helferrolle dann nur versuchen,
die größten Dummheiten zu verhindern und dass ihr Protest nicht politisch
in die völlig falsche Richtung entgleitet.“
Franco ist auch sonst „Welt gewandt“: also keiner, der hinter
seinem Schreibtisch
in Deckung geht. Und er berichtet immer wieder gerne aus seiner reichen Erfahrung.
Mit diesem Statement hier hat er vor kurzem „Hartz 4“ und die Folgen gerade für
seine „Kundschaft“ – „coole Kids im Großstadtghetto“ und ihre Familien einmal
mehr auf den Punkt gebracht.
Hartz 4, „sachgrundlose Befristung“ und anderes auf „freien Märkten“
von Stefan Frischauf
„Die Nordhalbkugel der Erde im Juli 2018. Ein neues Phänomen wird sichtbar:
die gesamte Nordhalbkugel erlebt gleichzeitig eine enorme Hitzewelle.
(Grafik: Universität Maine/USA).
Wenn die CO2-Emissionen so weiter steigen wie gegenwärtig, wenn
Energie- und Verkehrswende nicht gelingen, wenn der Vertrag von Paris
nicht umgesetzt wird, dann wird etwa ein Drittel der jetzt noch bewohnten
Erde am Ende des Jahrhunderts unbewohnbar sein.
Das ist in spätestens siebzig Jahren.“
Realismus und die Demut der Erkenntnis
Als ich im Frühsommer 2011 auf einer Tagung der TU-Dortmund
zum Thema
„Städtebau und Klimawandel“ gegenüber einem Klimaforscher anmerkte, dass
„seine Wissenschaft“ als gigantischer Datenpool, der Erkenntnisse aus Geologie,
Archäologie, Meteorologie und vielen anderen Wissenschaften zusammenführe
doch recht jung sei und somit nicht behaupten könne, „die ganze Wahrheit“
abbilden und prognostizieren zu können, da wehrte dieser Klimaforscher
doch etwas empört ab.
Das totalitär idealistische Bild von Wissenschaft motiviert
den einzelnen
Wissenschaftler zu Faustischen Allmachtsphantasien. Diese kapitulieren
aber nicht nur in Goethes Hauptwerk vor manchen Realitäten.
„Post-Neoismen 6“
von Stefan Frischauf
Die am schnellsten wachsende Stadt in Zentralasien =
das größte Flüchtlingslager nicht nur Afghanistans
Dies betrifft im Falle der noch Anfang der 2000er Jahre
2-3,
inzwischen 5-6 Mio. Einwohner zählenden afghanischen Hauptstadt Kabul:
Diese alle suchen also Zuflucht am „sichersten Ort
Afghanistans“.
Die Hauptstadt mit Sitz von Regierung und nationalen und internationalen Organisationen:
UN und viele andere „Nicht-Regierungs-Organisationen“ (NGOs).
Und diese Migrations- und Fluchtbewegungen sind zudem begleitet von
von Stefan Frischauf
Für G.R., S.G.P.
und S.A.P
und meine Eltern
1. |
Die Gegenwart ist
übermächtig. In ihrer Verdrängung. Von Vergangenheit. Und Zukunft. Von Sein. Und Werden. |
1
„71 Jahre zuvor. An einem hellen und wolkenlosen Morgen.
Der Tod fiel vom Himmel. Und die Welt war verändert. Ein Lichtblitz
und eine Feuerwand zerstörten eine Stadt. Und diese zeigten,
dass die Menschheit die Mittel besaß, sich selbst zu zerstören.“
So beginnt Ex-US-Präsident Barack Obamas Rede in Hiroshima im Mai 2016.
Immerhin ist er am Ende seiner zweiten Amtszeit der erste US-Präsident,
der den Ort besucht, an dem die erste Atombombe im Kriegseinsatz von den US
gezündet wurde. Der daran erinnert. An ein Ereignis, das wie so viele Kriegsereignisse
höchst ambivalent beurteilt wird: als Kriegsverbrechen. Oder als Notwendigkeit,
um das Grauen des Krieges zu beenden. 71 Jahre, also mehr als zwei Generationen danach.
Aber seine Rede stellt den Krieg in erster Linie als dem Menschen eigenes,
in seiner Natur geradezu festgeschriebenes Geschehen dar.2
„Genetisch verwurzelt in der Geschichte des Menschen“.
Wird mancher behaupten.
„Instinktiv bedingt“. Oder „stammesgeschichtlich verwurzelt“.
Könnte man stattdessen auch sagen.
Beides stellt Homo Sapiens Sapiens in einen anderen zivilisatorischen Kontext.
Das „Instinktive“ betont das Tierische, das Animalische. Das, was Homo Sapiens
eigentlich als „Krone der Schöpfung“ überwinden lernen sollte.
Das „Stammesgeschichtliche“ indes widerspricht dem Anspruch des „Welt-gewandten“.
Des „Globalen“. Insofern widerspricht es auch dem Anspruch einer „aufgeklärten und
globalisierten Weltordnung“. Als extrinsische und zugleich auch zu einem gewissen Grade
intrinsische Faktoren und Impulse sollten diese durch den sich solchermaßen weit
in seiner Evolution wähnenden Menschen überwindbar sein.
Der Unterschied zur Festschreibung im Genom als allein existierender intrinsisch- extrinsisch
verkapselter Faktor ist die Dialogfähigkeit:
Das Tier wird seine klügsten Instinkte zum eigenen Überleben und Weiterleben seiner
Verwandten entwickeln. Und die Möglichkeit, aus dem Erfahrungsschatz der Stammesältesten
zu schöpfen, sie zu befragen, um Entscheidungen zwischen Vergangenheit und Gegenwart
auszutarieren erweitert auch hier ganz wesentlich die Entwicklungsmöglichkeiten.
Die Zukunft wird so zum „Zeitfenster“.
Ein Fenster, das Möglichkeiten und Gelegenheiten bietet.
3
Barack Obama beschreibt im weiteren Verlauf seiner Rede in Hiroshima auch
die Utopie der Überwindung des Krieges. Für unsere Kinder.
Die Erkenntnis, dass wir alle eine Familie sind, spricht er als Notwendigkeit aus.
Und als Grund, warum „wir nach Hiroshima kommen“.
2. |
„Warum wir nach
Hiroshima kommen.“ |
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