"...die am Vergangenen und Ihren Posten kleben" –
Auch die Gegenwart wird so nicht gemeistert.
Und – aus der Vergangenheit kann so nichts gelernt werden.
Denn - die Zukunft ist "nur" ein kleines Fenster der Gelegenheit
und der Möglichkeiten im Strom zwischen Vergangenheit und Gegenwart.
IV.
Wie schon andernorts gesagt:
Einmal geformte und gebildete Infrastrukturen aller Art benötigen Pflege.
V.
Nach dem hier und zuvor / letzte Woche Gesagten nun zur Fortführung
des
„Aufstiegs des Realismus“ von Manuel deLanda und Graham Harman:
„REALISMUS VS. ANTIREALISMUS 11“ 2
R11 / A11: „Bruchstücke von zerstörter Materie jeder Art können erst / nicht
wieder
zusammengefügt und dem Kreislauf von Niedergang und Zerstörung entnommen werden,
wenn sie als Fragmente definiert und ihre Bruchkanten zu Fraktalen umgeformt werden.
Fraktale, die somit wieder / nicht wieder anzuknüpfen vermögen an ‚das Große und Ganze’.“ 3
Anmerkungen:
Düsseldorf-Oberbilk – Strukturwandel eines citynahen Stadtteils“
Günther Glebe und Helmut Schneider (Hrsg.)
Düsseldorfer geographische Schriften 37 (1998)
„2017 - Monitor auf den Punkt: Das war kein gutes Jahr“,
Man erinnert sich bei Georg Restles Ausblick auch auf 2018 – 100 Jahre Ende
des 1. Weltkriegs
an die „Klagelied-Tour“ der Einstürzenden Neubauten von 2014, wo im Stück „Der 1. Weltkrieg“
jeder Takt einem Tag des ersten Teils der europäischen Katastrophe des 20. Jahrhunderts in der
rund 14-minütigen Performance entsprechen soll.
„Am Sterbebett des Kapitalismus“ heißt es da einerseits bei der ZEIT –
„Sozialdemokratie in der Krise - Tot oder lebendig?“ -
„Vorwärts nimmer, abwärts immer“
steht da auch irgendwo im Untertitel beim SPIEGEL –
Andrea Ypsilanti sagt in der SÜDDEUTSCHEN:
"Die SPD muss aufhören, der
Reparaturbetrieb des neoliberalen Kapitalismus zu sein".
Der Präsident vom „Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK)“ fordert nach Trumps
„Steuerreform“ in den US von Union und SPD eine „Steuersenkung für Besserverdienende“ in der FAZ.
Bemerkenswert dazu auf der „Mikroebene“: die mutige Klage eines Polizeibeamten in Grevenbroich
gegen seine Stadt, die das Geschenk einer Systembaufirma, vier komplett ausgestattete
Wohncontainer für Obdachlose aufzustellen ausschlug -
und ein kurzer Blick am Weihnachtstag in einen Straßenzug in Downtown Los Angeles,
der das ganze abgehängte Elend des „siegreichen Kapitalismus“ in 55 Sekunden unter dem
ironischen Titel „Früchte des Sozialismus“ darstellt.
Und – Emmanuel Macron lässt erneut in der FAZ verkünden:
„Paris will Arbeitslose stärker kontrollieren.“
Nette Ausblicke. Weiter wie bisher. Immer weiter. Rasender Stillstand. Nichts. Alles.
„Idealismus“ – oder „Realismus“?
Dazu kommen dann die üblichen konfrontativen Diskurse zwischen
Befürwortern des „Bedingungslosen Grundeinkommens (BGE)“ und Streitern
für andere Formen der „staatlichen sozialen Grundsicherung".
Aber - mal anders herum gedacht: haben wir wirklich zu wenig Arbeit? Oder
-
wird da viel zu viel verwaltet - hat der "tertiäre Bereich"
da einfach eine viel zu große Übermacht gewonnen?
Meine Wenigkeit – ich war vor kurzem zu einer Art
"Familienrückführung"
in Bangladesch. Am vorletzten Tag - Freitag, muslimischer Sonntag musste ich
in Dhaka noch dringend Geld wechseln, um bei meinen Schwiegereltern noch
einige Auslagen zurückzahlen zu können. Der Freund, bei dem wir wohnten lachte
mich nach unserer kleinen Odyssee aus und sagte, er hätte das in diesem
"Land der billigen Löhne" von sich zu Hause aus für mich erledigen können.
Bangladesch – die „tropischen Niederlande“ ohne Hochwasserschutz.
Bangladesch, eines der ärmsten Länder der Welt, das derzeit mit Äthiopien
als „neuer Billigstandort der globalen Textilproduktion“ konkurrieren muss.
Bangladesch, das von August bis Dezember 2017 mehr als 600.000 Flüchtlinge
aus dem benachbarten Myanmar aufgenommen hat.
Ich lachte und erzählte ihm über den "Bauboom" derzeit bei uns in Deutschland,
wo es an Handwerkern fehlt, deren Rechnungen aber aufs Kleinste von mindestens
4 bis häufiger 5 bis 7 Augen ("White Collars") aufwändig geprüft werden.
Ein anderer und dieser ost-bengalische Freund - beide in den US ausgebildet
lachten gleichfalls darüber.
Es fehlt schlicht und einfach das "gesunde Mittelmaß".
Unsere "Infrastrukturen" sind marode - der Sanierungsstau im Bestand bei
Wohn- und Gewerbebauten, Schulen, Unis etc. - das haben wir in allen westlichen Ländern -
noch mehr im "globalen Süden", wo vieles erst in den letzten 30 Jahren turbomäßig "entwickelt" wurde -
"Klimaschutz" - besser - "Unwetterschutzprogramme" zur Erhöhung der "Resilienz"
von "Nachbarschaften" (Communities) - (Wieder-) Aufbauprogramme für vernachlässigte /
von Krieg und Zerstörung gezeichnete gebaute und nicht gebaute "Infrastrukturen" -
da ist verdammt viel zu tun.
Die Pflege nicht zu vergessen als ganz wesentlicher "Dienst an der Gesellschaft"
insbesondere in überalterten Gesellschaften wie der unseren. Ein Dienst, der
viel mehr gewürdigt, besser geachtet - also auch bezahlt werden müsste.
Und das Handwerk eben auch, das in jeder Beziehung mehr "Promotion" benötigt.
Mit solchen Programmen könnte man auch wieder ein
Gegengewicht zum "Rechtsruck" herstellen - auf allen Ebenen.
Ein gewisser Druck gegenüber denjenigen, die da, wie Manfred Hulverscheidt so schön sagt,
in ihrer "tatsächlich vorhandenen Lethargie nur den Arsch hochkriegen,
wenn man ihnen in denselben tritt“ - klar - der gehört dazu.
Aber auch Anerkennung von Arbeit - eine Neu-Definition überhaupt von
"digitaler" und "analoger" Arbeit - der bedarf es sicher.
Da liegen die Chancen für "linke" Kräfte.
Zumal es von Rechts eigentlich nur schlecht Aufgewärmtes gibt.
Erhöhung der Renten, Erhöhen des Spitzensteuersatzes –
„Bildungschancengleichheit“ – europäische Integration ohne wahnwitzige
Erhöhung des „Verteidigungshaushaltes“ – aber mit dringend benötigten
„bewaffneten Sozialarbeitern“ – also auch veränderten militärischen Ausbildungsinhalten –
mit all diesen Punkten und deren Ausarbeitung könnte man endlich Profil zeigen –
und mit „progressiven linken Kräften“ die Herausforderungen des 21. Jahrhunderts
mehrheitsfähig angehen.
Für die SPD heißt das dann auch – man muss entscheiden,
ob man weiter das rautenförmig verwaltete Machtvakuum von der Mitte nach rechts
wandern lässt oder ob man endlich einmal progressive Kräfte von der Seite,
auf der auch das Herz schlägt bündelt und programmatisch
entsprechend diesen Herausforderungen des 21. Jahrhunderts wirklich entgegentritt.
Das erfordert langen Atem. Nicht aber dickes Aussitzen.
Bis auch das Gesäß rautenförmig wird.
Für Rückfragen kann man mich gerne kontaktieren.
Insofern – alles Liebe – herzliche und solidarische Grüße für 2018!
(Danke an viele nicht genannte Freunde hier - besonders aber Dank an meinen
Vater –
oder denkt Ihr, man kann, wenn man Jahre lang „freiberuflich“ Vorschläge gemacht hat
und nun wieder als angestellter Architekt im „Bauboom“ arbeitet mal kurz nach Südasien
fliegen, um seinen beiden Kindern dort „Bildungschancen“ und mehr hier zu ermöglichen? )
Am Vorabend des 4. Advent 2017 und Heiligabend beginnen die wichtigsten
Fernsehnachrichten der Woche für die demographische Mehrheit 60+ direkt nach
Ziehung der Lottozahlen mit einem klug redaktionell ausgewählten
Lehrstück des „Neoliberalismus“: Die Speerspitze des seit Menschengedenken
anhaltenden deutschen Wirtschaftswunders, die Autoindustrie verkündet
Gewinnerwartungen aufgrund von Donald Trumps Steuerreformen! Alles wird gut (AWG) –
die Steuereinnahmen in Deutschland werden weiter sprudeln – die Renten bleiben sicher!
Dass der „Narzisst“, wie er ja auch hierzulande medial präsentiert werden darf im weißen Haus
mit seinem „America First“ auch die Ansiedlung von Arbeitsplätzen in
„Donald*s own country“ verlangt, also gegebenenfalls deutsche Autohersteller für
den Genuss der niedrigen Steuern dort auch produzieren sollen – das soll die
demographische Mehrheit ja erst einmal kaum interessieren.
Konkurrenz – Kampf – so ist das Leben ja. Naturgesetze. Und überhaupt.
Die zweite Meldung dann verstärkt das ja auch noch: die Weihnachtsbotschaft
des Bewohners des weißen Hauses verheißt militärische Stärkung an der Ostfront –
Stärkung der ukrainischen Demokratie vor dem Zugriff dunkler Mächte. Gut!
Dem Iwan da Kante zeigen! Dem Despoten im Kreml, der da einfach die Krim annektiert hat!
Als dann eine Botschaft der „letzten aufrechten Demokraten der westlichen Welt“ kommt,
erstarrt das Bild mit der Zauderkönigin und Rautenfalterin (ZKuRF) aus dem Berliner
Machtvakuumsverwaltungsamt (MVVA) und dem französischen „Erneuerer Europas“.
Die Uckermarkerin hätte ja auch ganz gerne beim Irak-Überfall 2003
„unsere Vorwärtsverteidigung“ aktiv mitgetragen. Damals aber war sie unglücklicherweise
nicht im Amt und in den Elysée-Palast hatte sich auch ein anderer „Friedensfreund“ geflüchtet,
der mit dem Basta-Niedersachsen da den Bush-Kriegern eine (vordergründige) Absage erteilte.
Ja – der „digitale Empfang“ und der Wackler am Scart-Kabel wieder. Haben ja erst
seit kurzem „digitalen Empfang“ nach langer fernsehloser Zeit. Mein Großer sprach ja auch von
„Bildqualität wie in Bangladesch“. Muss ich ihm Recht geben. Ist ja auch seine Muttersprache.
Und – da das Medium die Botschaft nicht ganz ersetzt ist das auch egal.
Die Botschaften von Bedenkenträgern gegenüber scheinbar kopflos Voranpreschenden
kennt man. Da dürfte man wohl kaum etwas verpasst haben.
Es geht ja um „unsere Vormachtstellung“ – also die der „westlichen Wertegemeinschaft“. Über alles!
Friede Sei mit Euch! Frohe Weihnacht!
Am Vorabend des 3. Advent 2017 behandelt der erste lange Bericht der Hauptnachrichten
im deutschen Fernsehen den Parteitag der CSU in Nürnberg. Der Kampf zweier
aufrechter Mehrheitsbeschaffer – Horst Seehofer, 68 – abgehalfterter Parteichef und Markus Söder, 50 –
der Spitzenkandidat für die Wahlen in Bayern im Herbst 2018.
Die neue Führungsgeneration spricht von der „Integration der demokratischen Rechten“ –
das Schicksal der vorherigen Generation hängt ja auch irgendwie daran. Das Berliner
Rautenverwaltungsmachtvakuum wird man so vor sich hertreiben.
Der potentielle „Groko“ oder „Grokoop-Partner“ wird sich da wohl etwas
Warmes überziehen müssen.
Ein weiterer langer Filmbericht unmittelbar danach behandelt ein europäisches Treffen
der rechten Anti-Eurpopäer. Geert Wilders, Marine le Pen und auch der AfD-Abtrünnige
Markus Pretzell, der so wie Nigel Farrage von UKIP sein Honorar für sein Mandat
im EU-Parlament erhält dürfen kurz ihre Botschaften ins Mikro
sprechen.
Die „demographischen Mehrheiten“ in der Mitte des „Alten Kontinents“ werden auf
das Rechte eingestimmt. Man gewöhnt die Menschen daran, dass
„Zucht und Ordnung“ besser für unsere Sicherheit ist.
Der faltenlose ÖVP-Kanzler Sebastian Kurz, 31 dann mit seinem
FPÖ-Koalitionspartner Heinz-Christian Strache, 48 zeigt das
„adrette Gesicht des neuen Europa“. Der Zuschauer ist beruhigt.
Man steht zu „europäischen Werten“. Der „grüne“ Staatspräsident von
„Tu Felix Austria“ Alexander Van der Bellen, 73 sieht da auch keine Probleme
bei der Regierungsbildung.
Alles in Ordnung. Alles wird gut.
Der Zuschauer kann sich zurücklehnen.
Europa bleibt seiner ideologischen Dummheit treu. So wie schon im 20. Jahrhundert.
Die schwarzen Krawatten – das vereint Kurz, Strache und Van der Bellen.
Adrette Provinzfürsten. Keiner beabsichtigt, neue Mauern zu bauen.
Europäische Werte sind das Wichtigste. Einmal mehr.
„Rechte Demokraten“ sind immer besser, um „den Ball im Spiel zu halten“
als „linke Usurpatoren“. Das weiß man nicht nur in DC zu schätzen.
Giulio Andreotti und andere „Gladio-Veteranen“ – sie mögen sicher diese
„willfährige Selbstauslieferung“ der Presse. Der Konsens der adretten
„Anti-Europäer“ mit erklärten Europäern mit schwarzen Krawatten - was will man mehr?
Am Vorabend des 1. Advent 2017 behandeln die ersten beiden langen Berichte der
Hauptnachrichten im deutschen Fernsehen als Erstes den Parteitag der
„Alternative für Deutschland“ und als Zweites die „Steuerreform“ in den US, die wesentlich
Unternehmergewinne weiter begünstigt.
Dass Labours Vorsitzender mit dem Anführer der regierenden portugiesischen Sozialisten
Antonio Costa zusammentrifft an diesem Tage auf einem Kongress „Progressiver Kräfte der
Erneuerung Europas“ in Lissabon ist im Land der „Schwarzen Null“ in den Hauptnachrichten
keine Meldung wert.
Die sozialistische Regierung Portugals umgeht europäische „Austeritätspolitik“ höchst erfolgreich.
Das Land am südwestlichen Ende der iberischen Halbinsel und Europas geht einmal mehr
einen eigenen klugen Weg.
Die essentiellen Themen können wir hier nur angehen – und da gehen Labours und
Jeremy Corbyns Kampagnen genau den richtigen Weg – wenn wir den Menschen ihre Würde –
und ihren Stolz – auch und gerade für Arbeit „im öffentlichen Sektor“ – „im Dienste der Gesellschaft“
wiedergeben. Und – ihnen auch Anreize dafür geben, gut und besser zu werden –
gutes und besseres „Handwerk mit Herz, Kopf, Hand und Fuß“ zu leisten – sprich –
bessere Bezahlung – Honorierung auch kleiner Fortbildungsmöglichkeiten und ihrer
Umsetzung zu gewähren. Anerkennung und Respekt, die auch weiter gehen.
Statt Ausbremsung und „Linientreue“ – wofür auch immer.
Dann können wir auch die globalen Themen – Flüchtlingsbewegungen und Integration,
Armut und Kriege, Klimaveränderungen – und Bildung zur größten Herausforderung –
Am Vorabend des 2. Advent behandelt der erste lange Bericht der Hauptnachrichten
im deutschen Fernsehen den SPD-Parteitag.
Kurz danach kommen die medienwirksamen Bilder aus Gaza und Jerusalem.
Die angekündigte Verlagerung der US-Botschaft nach Jerusalem durch den von den
„Rednecks des Mittleren Westens gewählten derzeitigen Bewohner des weißen Hauses“ -
ein weiteres Fass Benzin zum Anfachen von Lunten?
Ein weiterer Tropfen im Ozean der Gewöhnung an zukünftige Tatsachen?
Wer dazu dann jedoch nichts Besseres zu sagen hat als
„Die EU kann die USA nicht ersetzen“
– oder – wer die „Vereinigten Staaten von Europa“ zur Einigung des
„Alten Kontinents“ mit seinen vielen kulturellen und wirtschaftlichen Gegensätzen fordert,
– hat der oder die da etwas von den Kernproblemen einer im Einsturz befindlichen Weltordnung –
und der Notwendigkeit, endlich „Um, Auf- und Weiterbau“ auf und in den Trümmern planvoll und
fundiert anzugehen verstanden?
Hat der oder die auch etwas verstanden von „geographischen und geostrategischen“ Lagen?
Vorzugslagen, die aber auch manche Nachteile in sich tragen können?
Jeremy Corbyn und Labour haben Geschichte geschrieben. Und – sie haben vieles gezeigt:
Man kann Wahlen gewinnen, wenn man die richtigen Themen nicht nur halbherzig antippt,
sondern auch kämpferisch glaubhaft – wirklich sozialdemokratisch vertritt. Man kann Gerechtigkeits-
und „Umfairteilungsdebatten“ mit den gegenwärtigen Herausforderungen begegnen und somit auch
beginnen, entsolidarisierte Gesellschaften wieder zu einigen.
Man kann die Dinge beim Namen nennen – nicht als Frage von „Rechts“ oder „Links“ - aber als Frage –
mit oder ohne der Mehrzahl der Menschen – ihrer Würde – ihrem Stolz – ihrer Freiheit –
dem kostbaren Wert Eures Lebens – Eurer Hoffnungen – und unserer Perspektiven.
Jeremy Corbyn hat zudem auch einen weiteren Merksatz des „Neoliberalismus“ als
„inversem, dumm alle auf dem Boden der Tatsachen gleich machendem Sozialismus“ widerlegt:
„Jeder Mensch ist ersetzbar.“
Nein – seine Erfahrung, seine Standhaftigkeit, seine Authentizität und seine Bodenständigkeit –
sein damit über Jahre gewonnenes Charisma haben die Wahlen entschieden.
Die völlig überhebliche Fehleinschätzung von Theresa May und den Tories – das war das eine –
aber – Corbyns Klugheit und Erfahrung – sein unermüdlicher Kampfgeist –
„Für
die Vielen – nicht die Wenigen!“ – das gab den Ausschlag.
Er hat damit den globalen „Weg zum neuen, zersplitterten Feudalstaat (post-post-) moderner Prägung“
erst einmal gebremst – und bald vielleicht auch umgelenkt.
In ähnlicher Weise sagt nun auch mancher laut, dass Bernie Sanders in den US
sicher eine Chance gehabt – vielleicht gar die Wahlen gegen Trump gewonnen hätte.
Und – auch da hat die SPD-Führung in Deutschland lange schweigend zugesehen –
und dann bei der durch viele Schiebereien und Mobbing zustande gekommenen
Clinton-Nominierung auch noch deutlich diese unterstützt.
Fehlt der deutschen Sozialdemokratie der Mut oder – ist es einfach der erstarrte Funktionärsgeist? „
Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ – oder – eine zutiefst provinzielle Art des Denkens von
Hinterwäldlern, das da den Menschen verkauft wird - das „Kastendenken des Establishments“ –
gepaart mit deutschem Untertanengeist und Parteisoldatentum?
Der „Brexit“ – und die eigene Verlogenheit – die vielfach entlarvte, mit einer dünnen Decke der
Arroganz der Macht zugedeckte Unglaubwürdigkeit könnte im UK die Tories bald zerbrechen.
Und - im „Mirror“ wagt Corbyn ja im ersten Exklusiv-Interview nach der Wahl durchaus manche Prognose
in dieser Richtung. Er verdeutlicht aber auch, dass die Arbeit weiter gehen muss –
dass sie jetzt erst richtig los geht vielleicht gar.
Hochmut kommt bekanntlich vor dem Fall – auch bei Theresa May. Auch bei den Tories?
Aber – auch Labour ist nun davor nicht gefeit.
Und – einmal mehr – wie sieht’s da auf dem Kontinent – in Deutschland im Sommer vor den Wahlen aus?
Einer der klügsten Analytiker vieler Themen in dieser Hinsicht, Manfred Hulverscheidt aus Berlin dazu:
und eingeschränkten Realisierungsmöglichkeiten zermürbt ihre Anhängerschaft verliert und dann
geht das alte Spiel wieder von vorne los.“
Und – da kommt der Verantwortung von progressiven – oder „linken“ Kräften auf dem Kontinent nochmals
zusätzliche Bedeutung zu.
Die Menschen haben Angst vor Krieg und Unruhen. Auch vor Revolution
und den „jakobinischen Exzessen“ dabei und danach.
Wo indes wollen die britischen – und die kontinentaleuropäischen Machteliten hin?
Zu Nick Hanauers „Mistgabeln“’?
Theresa May und die Tories werden jetzt manches Spiel mit Lady Macbeths Dolch versuchen.
Aber in einer globalisierten Welt, in der viele Grenzen – auch zwischen privatem und öffentlichem Raum
verschoben sind gelten viele Regeln der „Machteliten“ nur noch bedingt. Und – Lady Macbeth entlarvt
sich schnell im Licht der Öffentlichkeit. Auch wenn sie mit den drei Hexen zusammentrifft und
diese sich Mut machen ist sie nicht unbeobachtet.
Die Klugheit und Gewandtheit eines Hamlet – gepaart mit der „Eleganz des Igels“ und den klugen
Instinkten anderer behaarter und stacheliger Freunde – und auch „natürlicher Feinde“ des Menschen –
das sind die Antworten, mit denen Corbyn und andere weiterhin punkten können.
Auch in Deutschland bedient Schäuble mit seiner „schwarzen Null“ zutiefst archaische Ängste der
„demographischen Mehrheit“. Die konzeptionslose Kosmetik des Groko-Partners an solchen Eckpfeilern
neo-konservativer Politik indes öffnet Merkel im Herbst 2017 die Türen sperrangelweit
für eine neue Regierungszeit.
Manche - gar viele Medien in Deutschland sprechen immer wieder von einem „Linksruck“ der CDU
unter Merkel. Viele Scharaden der „Rautenfalterin“ – der Königin der Aussitzer aller drängenden Probleme –
auch die Rochade, die seinerzeit die „deutsche Flüchtlingskrise“ kennzeichnete lassen diesen oberflächlichen
Eindruck aufkommen. Im Nachgang „im Hinterzimmer“ jedoch wurden dann bald Gesetze erlassen,
die eher den Eindruck einer stetigen Bewegung nach rechts der CDU wecken. Die Asylgesetzgebung
ist da nur ein Beispiel von vielen. Die Autobahnprivatisierung zuletzt
– die zunehmende Privatisierung von Bildung – dem wichtigsten - dem einzigen Rohstoff Deutschlands -
der „Rechtsstaat“ wird so immer mehr instrumentalisiert – und letztlich ausgehebelt.
Durch die Hintertür. „Privatisiert“.
Und – der Groko-Partner, die Sozialdemokraten sehen zu? Oder – nicken es gar ab?
„Gerechtigkeitsdebatten“ – und glaubhafter „Klartext“ gehen anders.
Auch die französische Revolution geschah nicht an einem Tag im Jahr 1789.
Auch damals gab es eine lange Vorgeschichte mit vielen Kämpfen – davor, während und erst recht danach.
„Strukturwandel“ – Umgang mit den Folgen der 1. bis 4. Industriellen Revolution –
es bedarf endlich öffentlich geführter Debatten, um den Menschen wieder Hoffnung und Perspektiven zu geben –
sie wieder an den wesentlichen Themen und Entwicklungen zu beteiligen.
Aufzuklären und viele zu integrieren statt abzuschrecken. Und irgendwo weiter draußen zu schießen.
Und dabei zumeist die Falschen zu treffen.
Sicherheit und Wehrhaftigkeit gehen anders als mit einem blindwütigen „Krieg gegen den Terror“.
Da ist größere Klugheit angesagt. Hier wie anderswo.
Es gilt, die Begriffe – Globalisierung, Digitalisierung und viele andere wieder mit
Hoffnung gebenden Inhalten – mit Perspektiven für viel mehr –
und nicht für immer weniger Menschen zu besetzen.
Die Machteliten und deren Spiel vor sich her zu treiben.
Deren Spiel maßgeblich mitzugestalten.
Für immer mehr Menschen – nicht für immer weniger.
Labour dort ist einen pragmatischen Kurs gefahren. Ganz deutlich hat man sozialdemokratische Ziele
herausgearbeitet in einem Land, das als Vorreiter dessen, was da „post-faktisch und post-demokratisch Neoliberalismus“
genannt wird gelten kann.
In sieben Jahren harter Oppositionsarbeit hat man sich deutlich von „New Labour“ und Tony Blair, dem engsten
Bush-Mitstreiter beim Überfall auf den Irak 2003 abgesetzt. Und – Blair hatte „New Labour“ für manchen
Stammwähler im sehr stark klassen-orientierten Großbritannien auch innenpolitisch zu „Tories in Red“ –
also „Konservativen in Rot“ deformiert. Austerität, der Abbau des Sozialstaates, das Aufblähen der
Finanzindustrie und der immer weiter gehende Abbau von realwirtschaftlichen Jobs und damit der
Abstieg vieler „working class heroes“ – da hat „New Labour“ einen großen Teil zu verantworten gehabt.
Jeremy Corbyns Auftritte bei Demonstrationen gegen den Irak- Krieg damals – sein Durchhaltevermögen
und eine sehr prägnante, immer glaubhaft und authentisch dargelegte Programmatik verhalfen ihm bei den
jüngsten Wahlen zum Labour-Parteivorsitz dann zu den höchsten Ergebnissen, die je ein Parteiführer in
Groß-Britannien erzielen konnte.
Sieben Jahre harte Oppositionsarbeit gegenüber den Tories – gegenüber David Cameron und nun
gegenüber Theresa May ermöglichten Labour insofern den Aufbau eines neuen – eines viel stärker kämpferischen Profils.
„For the many – not the few“ – „Für die Mehrheit – nicht einige wenige“ –
das ergeht sich dabei nicht in leeren Slogans. Im Zuge von Labour’s Wahlkampf unter
Jeremy Corbyns Führung ist das sehr tiefgründig und prägnant in unzähligen Trailern ausgearbeitet worden.
Social media helfen dabei schnell bei der Verbreitung.
Auch über den Kanal nach Kontinentaleuropa hinaus.
Der Wahlerfolg von Labour – mehr als ein „Hängeparlament“ - der Verlust der absoluten Mehrheit der Tories -
eigentlich hätten alle Kräfte links der Mitte da auf dem Kontinent nun Grund zum Feiern. Zumal in Deutschland
gut dreieinhalb Monate vor den Bundestagswahlen. Und – manche werden gar verkünden, dass der „Rechtsruck“ –
und überhaupt – all das Miesmachen in Europa nun vorbei sei. Dass fortschrittliche Kräfte wieder erstarken.
Und so weiter.
Es ist ja durchaus „Menschlich, allzu menschlich“, sich am Glück anderer zu erfreuen. Und auch selbst
dieses Glück teilen zu wollen.
Der „post-demokratische und post-faktische “ Neoliberalismus schafft seine eigenen Wertvorstellungen.
Wert hat alles, was für mich käuflich verwertbar ist. An dem ich mich also irgendwie – auf die eine oder andere
Art bereichern kann. Insofern schmückt man sich schon einmal gerne mit fremden Federn. Ist ja nur recht und billig.
Also wird sich auch mancher links der Mitte auf dem europäischen Kontinent – insbesondere in Deutschland
bald brüsten, dass da „eine neue europäische linke Idee“ entstehe.
Im „post-aufklärerischen“ Neoliberalismus vergleicht man auch schon einmal gerne Apfel mit Birnen.
Ganz „Kluge“ vermögen die roten Früchte gar als allerfeinste Tomaten anzupreisen.
„Pecunia non olet“ – „Geld stinkt nicht“ – 1. Merksatz des „Neoliberalismus“, der nur pekuniäre
Wertschöpfung achtet. Zumal in „spätrömischer Dekadenz“ – dem Verfall überkommener Weltbilder.
Als kleiner Junge lauschte ich einmal andächtig auf einem Grillfest dem Lied einer älteren Nachbarin –
erstaunt über den frechen Erfindungsgeist von Erwachsenen – jenen Menschen, die da doch zumeist so
ganz anders waren als wir kleinen Menschen damals:
„Da droben auf dem Berge, da steht ein Karton, da machen die Zwerge aus Scheiße Bonbon.“
Labour im UK hat eine entschiedene Programmatik aufgebaut. Eine, die polarisiert. Und die denjenigen,
die das nicht mögen auch durchaus wehzutun vermag. Die neue Ausgleichsmöglichkeiten –
mehr Gerechtigkeit schaffen will in einer zutiefst gespaltenen Gesellschaft.
Dies jedoch ist der feine - der entscheidende Unterschied: dies ist gerade in Deutschland –
und gerade von Seiten der Sozialdemokratie bisher nicht geschehen.
Und – eben deswegen misstraut der Wähler den Sozialdemokraten im Bund zutiefst.
Gerhard Schröder hat zwar außenpolitisch seinerzeit nicht am Irak-Überfall teilgenommen und hat
in Chiraq dabei einen französischen Verbündeten gehabt. Aber - eine ernsthafte Abrechnung mit den
Folgen der Agenda 2010 hat in der SPD nicht stattgefunden. Der „inverse Sozialismus“
besteht weiterhin fort – trotz „Facharbeitermangel“ werden auf „freien Märkten“ viele Menschen deselektiert,
die viel in ihre Bildung investiert, Jahrzehnte gearbeitet, und in ein immer weiter zersplittertes
Sozialversicherungssystem eingezahlt haben. Menschen, die selbst in die sichere Altersarmut geschickt werden.
Und deren Familien gleich mit in einer zunehmenden Chancenlosigkeit enden - den Fallstricken
„neoliberaler Alternativlosigkeit“. Ein Schicksal, dem auf „freien (Billiglohn-) Märkten“ immer mehr
Menschen ausgesetzt sind. Weil das „individuelle Schicksal“ auf solchen „Märkten“ immer als
„selbst verschuldet“ dargestellt wird. Der oder die Einzelne ist ja selbst „des eigenen Glückes Schmied“.
Und – zur Sanktionspraxis soll jetzt hier erst einmal gar nichts gesagt werden.
Alles „alternativlos“.
Man scheut von Seiten der SPD jegliche ernsthafte Auseinandersetzung mit diesen Themen, die durchaus
nicht ungewollt jeglichen Zusammenhalt in der Gesellschaft zerstört haben wie der Teufel das Weihwasser.
So hat man auch Schäubles „schwarze Null“ als besonders perfide Variante der „alternativlosen
Und man hat kaum ernsthafte programmatische Diskurse zur Abkehr von dieser Zertrümmerungspolitik
der „Solidargemeinschaft“ in Deutschland und in Europa zugelassen.
Man hat vielmehr weg gesehen. Die Folgen unter den Teppich gekehrt.
Auch die Kriegseinsätze der Bundeswehr – eine „abenteuerliche NATO-Außenpolitik“ hat man
nicht aufgearbeitet. Auch dort scheut man weiterhin jegliche vertiefte Auseinandersetzung mit den Trümmern.
Und vermag so gar nicht an „Umbau“ zu denken.
Der Afghanistan-Einsatz ist da das Zünglein an der Waage.
Die „post-faktische“ Desinformationspolitik über Land und Leute und verpasste Chancen für eine
„nachhaltige Befriedung und Wiederaufbau des kriegsgeplagten Landes“ – das wird alles unter dem
Deckmantel einer naiven und einseitigen „Flüchtlingspolitik“ zugekleistert, die aber die Gesellschaft
nur weiter spaltet und immer weitere Gruppen gegeneinander ausspielt. Auch bald Flüchtlinge
gegen „Arbeitslosengeld-2-Empfänger“ auf dem Boden „alternativloser Tatsachen“ – etwa bei der
Wohnungs- und Jobsuche in „attraktiven Städten und Regionen“ mit erhöhtem Mietspiegel und
vielfältigen (Billiglohn-) Angeboten. Und nicht nur dort.
Man hat kaum „Alternativen zum Krieg gegen den Terror“ erörtert.
Jenem Krieg, den keiner gewinnen kann – den man nur mit wehrhafter Klugheit in einen Kampf für
Freiheit und Menschenrecht von immer mehr gegen Wenige umbauen kann.
In Afghanistan habe ich innerhalb einer britisch-amerikanischen „Nicht-Regierungs-Organisation"
2009 / 10 ein Pilotprojekt geleitet, das wahrscheinlich einzigartig war nicht nur für dieses Land.
Das aber auch einen Paradigmenwechsel zu einer neuen Art von „Entwicklungs-Zusammenarbeit"
zwischen Nord und Süd einzuleiten vermochte. Das insofern in seiner Verknüpfung von
„nachhaltiger, dezentraler Wasserwirtschaft“, Slum-Regeneration eines Teils der Altstadt von Kabul –
also auch von Städtebau und Kulturgeschichte eine gewaltige Chance für Land und Leute –
für die gesamte Region beinhaltete.
Schirmherren der „Aufbauorganisation“ waren Präsident Karsai und seine königliche Hoheit –
der Prince of Wales – Prinz Charles also.
Von Anfang an forderte ich von dem jungen Management, die Gründung einer Regierungskommission
zu ermöglichen, die „rudimentäres Baurecht“ beschließen solle: (schwaches) Gemeinwohl sollte dort in
einzelnen Fallstudien über (starkes) Privatrecht von Grundstückseigentümern – „Landlords“ und
„potentiellen Warlords“ gestellt werden. Und somit Ausgleichsmöglichkeiten zwischen schwachem
Gemeinwohl und starken Privatinteressen gesetzgeberisch geschaffen werden.
Nur so konnte eine urbane Wasserwirtschaft ermöglicht werden, die maßgebliche
Kriegsgründe – und deren Folgen beheben – und als übertragbares kleinteiliges Konzept
an jedem anderen Orte in Stadt und Land weiterführen konnte.
Das junge Management der „Nicht-Regierungs-Organisation“ konnte und wollte das nie leisten.
Insofern musste ich mit vielen Finten das Projekt bis zur Ausführung –
bis zum berühmten „ersten Spatenstich“ bringen.
Einmal war auch der von Prinz Charles beauftragte Gründer der NGO da –
bald darauf MP für die Tories, als ich mir wieder Luft und Raum zum Weiter-Arbeiten schaffen musste.
Damals dann auch Naomi Kleins „Schock-Strategie“ folgend mit der Aussage:
„Was denkt Ihr eigentlich, wer wir Deutschen sind? Wir waren als Nazis die grausamsten
Faschisten, als Stasi-Spitzel die linientreuesten Kommunisten und auch als
Neoliberale sind
wir die Präzisesten!“
Schließlich musste ich die knapp 4 Hektar Altstadt-Slum komplett neu aufmessen lassen.
Wahrscheinlich das präziseste Aufmaß, das je in Kabul und Umgebung gemacht wurde.
Und – eine großartige Schule für „meine Architekten und Ingenieure“ – und manchen ungelernten –
aber klugen Jungen mit einfacher Bildung und wachem Geist.
Neue Standards
erfordern viel Geld für Erst-Investitionen. Geld, das sich aber nachhaltig lohnt,
wenn der weiter folgende Auf- und Umbau klug gesteuert werden. Wenn so
„Wandel durch Handel und Annäherung“ und „Hilfe zur Selbsthilfe am Herkunftsort von Flüchtlingen“
ermöglicht werden.
Die erforderlichen Bürgschaften dafür von Seiten der Weltbank blieben aus.
Der Vorzeichenwechsel hin zu einem systematischen Aufbau – zu mehr Sicherheit für Land und Leute blieb auch aus.
Und – meine „Demission“ am 1. Juli 2010 führte mich zurück in ein Land, in dem viele Menschen auch
heute
noch nicht viel von den Schüssen draußen – in gar nicht so weit entfernten Ländern gehört haben. Und dies
auch nicht hören wollen.
Und – natürlich landete ich auch irgendwann einmal bei „Hartz 4“. Selbst verschuldet natürlich.
Auch wieder in Arbeit jetzt bin ich ein potenzieller Kandidat für „Altersarmut“. Und meine Familie mit mir.
„Für die Vielen – nicht die Wenigen“ – Labour hat diesen Slogan unter Führung von
Jeremy Corbyn glaubhaft vertreten können.
Ein Werbetrailer für eine linke Partei, wie der von Ken Loach hergestellte, in dem vielstimmig sehr
ausdrucksstark Forderungen nach sozialer Gerechtigkeit – und Anerkennung von harter und
guter Arbeit unterbreitet werden, Forderungen nach demokratischer Kontrolle der Daseinsfürsorge
in scharf gezeichneten Profilen in die Aussage eines Mädchens gipfeln:
Ohne ernsthafte Auseinandersetzung mit den Folgen gerade auch ihrer Regierungspolitik wird besonders
die SPD keine wirkliche „Gerechtigkeitsdebatte“ führen können. Für die Mehrzahl der Wähler
wird sie weiterhin unglaubwürdig bleiben.
38 Jahre nach der ersten Regierungszeit der „eisernen Lady der Alternativlosigkeit“ -
Margaret Thatcher haben die Bürger Großbritanniens zum ersten Mal wieder eine Wahl gehabt.
Sie haben sie genutzt.
Es wird sehr schwer werden für Jeremy Corbyn und Labour.
Auch mit der Schottischen National-Partei SNP und den Liberaldemokraten als Koalitionspartner.
Ein Land zu einen – ein auf Grund gelaufenes Schiff wieder flott machen – das ist harte Arbeit.
Das Schaffen von Jobs, die ein AUSKOMMEN sichern und mehr noch – die Möglichkeiten zur
TEILHABE UND (MIT-) ARBEIT AN GESELLSCHAFTLICH UND GLOBAL relevanten Themen
gewährleisten ist der Schlüssel.
Eine Neudefinition von „Lohnarbeit“ und EINKOMMEN ist ein weiteres wesentliches Element dieses Umbaus.
Eines Umbaus, der so nur als „paneuropäisches Unterfangen“ erfolgreich werden kann.
„Brexit“ hin oder her.
Eines Umbaus, der nur mit allen – auch den Unternehmen - „den Wenigen, die da den Vielen“
gegenüberstehen – und ihrer Bereitschaft, das Gemeinwohl nachhaltig durch höhere Steuern und
langfristigeres Engagement zu fördern gelingen kann.
Wahlen gewinnt heute, wer die Verdrossenen – Menschen, die kaum noch an Veränderungen,
an Möglichkeiten für neue Perspektiven glauben mobilisieren kann.
Wenn man sie überzeugen kann, dass man für sie und ihr kleines und wertvolles Leben kämpfen
wird und dafür keine Auseinandersetzung scheut.
Wenn man dabei existenzielle Nöte und Ängste der Menschen nicht nur anstößt, sondern
auch vor Lösungen, die anderen, mächtigeren Verursachern durchaus weh tun nicht
zurückschreckt. Und so auf neue gesellschaftliche Ausgleichsmöglichkeiten hinarbeitet.
Es geht dabei den Menschen zumeist gar nicht um „rechts oder links“ – es geht vielmehr um
„oben oder unten“. Um Chancen, öffentliches und privates Sein und Werden mit zu
gestalten und zu entwickeln.
Ob dieser Artikel, den ich größtenteils am Pfingstwochenende geschrieben habe „wishful thinking“ bleibt
oder Mutmacher wird – wir werden es bald sehen.
Die Hoffnung ist ein zartes und eher flauschiges Distelgewächs, das in Pfützen mit Ölschlieren darauf
zwischen rostigen Schienen im wellig verworfenen Pflaster ihren Weg ans Licht sucht.
Die Menschen im UK schöpfen wieder etwas mehr Mut und Hoffnung.
Und – gerade meine engsten Freunde und früheren britischen Kollegen dort aus Kabul 2009 / 10
umarme ich in meinen Gedanken mit all meiner Liebe.
Das Europa auf dem Kontinent – wir können den „Brexit“ Geschichte werden lassen.
Oder – wir sollten unsere Regierenden dahin bringen.
Wenn man als einziger Deutscher in einem überwiegend britisch geführten Unternehmen an einem solch
fragilen Ort wie der Altstadt von Kabul lebt und arbeitet, dann kommen da doch irgendwann „nationale Attitüden“ auf.
Deutsche und Briten hatten so immer ihre Schwierigkeiten.
Ein weiterer guter Freund dort – selber in seinen jüngsten Wurzeln halb Brite, halb aus Sri Lanka
sagte dann, wenn ich über die „Brits“ schimpfte immer zu mir:
„Komm – Stef’ - es geht nicht um Deutsche, Afghanen oder Briten. Es geht immer um Menschen!“
Und es geht endlich darum für uns, für die Vielen, nicht für einige Wenige
mit einer Stimme zu fordern, dass WIR endlich die Chance erhalten,
all das zu werden, was WIR sein können.
Oder - wann merken die Genossen Sozialdemokraten in Deutschland eigentlich endlich etwas?
Düsseldorf, Deutschland, den 09. Juni 2017
„ - vor den nächsten Qualen – aber - “ (2)
„- es bedarf gar nicht so viel, um die Dinge zu bessern!“ (3)
Das sind die Überschriften der drei Teile einer Reihe hier.
Gleich am Abend des Muttertages, an dem ja auch im bevölkerungsreichsten Bundesland –
in meiner Heimat Nordrhein-Westfahlen ein neuer Landtag gewählt wurde ließ ich ein
kurzes Statement zum desaströsen Ergebnis für Sozialdemokraten – aber auch Grüne und Linke los.
Dies gilt es nun auszuweiten. Und mit sehr
persönlichen Betrachtungen etwas zu vertiefen.
Vielleicht auch – besser zu veranschaulichen.
Denn – schließlich möchte ich ja auch gehört – und verstanden werden.
So wie jeder Mensch, der meint, irgendwie etwas zu sagen zu haben.
Oder – dem oder der eben etwas auf den Nägeln brennt, wie man so schön sagt.
Mein Vater hat immer zwei Dinge eingefordert, die sein Sohn noch mehr
als seine vier Jahre ältere Schwester tun solle: „Lebenserfahrung“ und „Menschenkenntnis“ sammeln.
Der pfiffige Handwerksmeister war da sicher
mein härtester Lehrer.
Aber er ist heute auch der beste und liebenswerteste Großvater meiner Kinder, den man sich vorstellen kann.
In Würde im Alter gemildert sozusagen.
Und er hat mir das wichtigste Gepäck für alles mitgegeben.
Für Reisen, Arbeiten - Leben.
Was zählt das aber noch? „Lebenserfahrung“?
Heutzutage scheint selbst „Berufserfahrung“ nur dann anerkannt zu werden,
wenn sie im eigenen Unternehmen erworben wurde.
„Auslandserfahrung“ und – „Menschenkenntnis“ könnten ja auch dazu verhelfen,
den Blick über den Tellerrand hinaus zu lenken – oder gar aufzuweiten.
Ein zutiefst beängstigender Gedanke für die meisten Menschen.
Aber andererseits vielleicht auch einer der maßgeblichen Gründe für Ängste und Nöte vieler Menschen.
Der älteren "demographischen Mehrheit" und der vielen, die noch "im erwerbsfähigen Alter" sind.
Der Bürger, die dann eben auch „das kleinere Übel“ wählen.
Das Alt Bekannte und Bewährte. Auch wenn es nicht viel mehr verheißt als weiterer Stillstand.
Rasender Stillstand.
Aber - besser als weitere Abwärtsbewegung – den Hang hinunter.
In den letzten zwei Jahrzehnten hat die SPD rund ¾ der Zeit auch Teile der Bundesregierung gestellt.
Insofern ist sie für manche Bewegung zumindest mit verantwortlich. Und auch für manchen Stillstand.
Und – das gilt zum Teil durchaus auch für die Grünen.
Mein Statement am Wahl- und Muttertagsabend endete mit den Worten:
„Die Welt geht nicht unter, wenn man wirklich gefordert ist, die Kernthemen anzugehen.
Das wird harte Arbeit, aber - man muss es angehen wollen. Dann erschließen sich auch bald Wege.
Auch mit einer ziemlich stumpfen Heckenschere durch allerlei Dornengestrüpp an einer scheinbar unüberwindlichen Mauer vorbei.“
Tabus helfen da kaum weiter. Um verloren gegangenes Vertrauen beim Wähler – bei den „Menschen auf der Straße“ wiederzugewinnen – dazu bedarf es etwas mehr. Eines genaueren Blickes.
War die so genannte „Subprime-Krise“ 2007 / 08 nur ein besonders lautes Ereignis in einer Dauerkrise?
Und – war es gar nur ein ganz besonders laut inszeniertes Ereignis darin?
Was machen unsere „Eliten“, um Krisenzeichen abzufedern – den Souverän – das Volk zu schützen?
Vielleicht gar – neue Chancen zu eröffnen?
Oder – andersherum gefragt – wie steht Deutschland denn wirklich heute da?
Wie geht es den meisten Menschen hierzulande wirklich und – wie drücken sie dies an der Wahlurne aus –
gut vier Monate auch vor den Bundestagswahlen?
Wahlen zwischen „Pest und Cholera“ – dem stetig „kleineren Übel“?
Nein – das soll keine Menschen beleidigen.
Auch Trump ist ja „nur“ ein Mensch. Auch Angela Merkel, Martin Schulz.
Aber – vermögen diese – die „politischen Eliten“ alle wirklich die gravierenden Themen anzugehen – für mehr Menschen?
Und - wer gibt da den Ausschlag bei Wahlen in Deutschland?
Welche Bevölkerungsgruppen sind das „Zünglein an der Waage“ – auch hier und heute?
Am 1. Juli ist es genau sieben Jahre her, dass ich aus Afghanistan zurückgekehrt bin ins Rheinland.
Hier in Deutschland hat man mir in diesen sieben Jahren nie die Gelegenheit gegeben,
über meine Erfahrungen aus meiner Zeit als "Aufbauhelfer" am Hindukusch 2009 / 10 zu berichten.
Im Gegenteil. Für Viele scheint das so etwas wie „gut bezahlter Abenteuerurlaub“ zu sein.
Ganz freiwillig geht aber keiner – zumal als Familienvater dort hin.
Umso erfreuter war ich, als ein indischer "Futuristen"- Freund, der vorher in Boston lebte,
nun in Bangalore arbeitet mich fragte, ob ich für die Frühjahrsausgabe 2017 des US-Magazins „Child Art“,
für das er als Gast-Herausgeber fungierte einen Artikel über afghanische Kinder und ihre Zukunftsperspektiven beisteuern wolle.
"DIE KINDER AFGHANISTANS - IHRE UND UNSERE ZUKUNFT" (hier auf Seite 31-33)
sind enger miteinander verknüpft als viele Menschen – auch „besorgte Bürger“ hier denken.
Nach meiner Rückkehr habe ich mich viel um Vermittlungsmöglichkeiten hier –
um „bezahlbaren Wohnraum“ und ähnliche höchst strittige Themen gekümmert. Mit eher zweifelhaftem Erfolg.
Prof. Dr. Wolf Gaebe, Wirtschafts- und Sozialgeograph von der Uni Stuttgart hat in seinem
großartigen Standardwerk „Urbane Räume“ von 2004 leider Recht mit der Aussage:
„Schützen die Städte nicht die von den Allokations- und Verteilungsergebnissen der Märkte
betroffenen Bewohner, dann nimmt innerstädtisch die wirtschaftliche und soziale Polarisierung und Entsolidarisierung zu.
Eine solche Politik erschwert eine Integration von Minderheiten.
Sie ist keine zwangsläufige Folge von Internationalisierung und Globalisierung,
sondern Folge lokaler politischer Entscheidungen.“ (a.a.O, S.40)
Und was passiert, wenn man den klugen Professor einer solchermaßen wichtigen Fakultät heute kontaktiert?
Man erfährt, dass sein Lehrstuhl seit 2010 geschlossen ist.
„Schwarze Nullen“ machen vor den Errungenschaften Humboldt’scher Bildungsideale in Zeiten wie diesen keinen Halt.
„Austerität“ zerstört einmal mehr das Erbe der Aufklärung.
Zumindest darin ist die bedingungslose ökonomische Verwertungslogik des „Neoliberalismus“
einmal mehr als wirklich „nachhaltig“ zu bezeichnen.
Kein Wunder also, dass ich für das im architektonisch-städtebaulichen Sinne wichtigste meiner sieben
nach Rückkehr aus Kabul 2010 begonnenen – Sommer 2015 fertig gestellten Bücher
„Fragmentierte Stadtentwicklung 201_” weder Verlag noch Doktorvater fand.
Aber - zumindest mein „post-traumatisches Belastungssyndrom“ habe ich so kuriert.
Auf gehaltstechnisch eingefrorenen „Märkten“ müssen ganz viele von denjenigen welchen, die da „noch im
Erwerbsprozess“ stecken stetig fürchten, ins Bodenlose der Almosenverteilung zu fallen.
Das Stichwort hier heißt „Hartz IV“. Der Namensgeber ist ein nicht so ganz sauberer Ex-VW-Manager.
Die „demographische Mehrheit“ im Rentenalter indes fürchtet um Verlust ihrer Mitte – Rente und
Pension.
Rechtmäßige Belohnung für ihre Lebensleistung.
Und – alle beiden fürchten zudem auch immer häufiger den Verlust ihrer Wohnung. Besonders in „attraktiven
Städten“.
Und immer weiter steigende Preise für alle Themen der eigenen – und der familiären Daseinsfür- und –vorsorge.
In der Warteschlange im Jobcenter findet man manche Gestalten, die nie einen Cent in ihre Bildung
investieren wollten.
Man findet unter den Menschen dort, mit denen man in einem seltsam „inversen Sozialismus“ auf einer Stufe steht jedoch auch spannende und faszinierende Schicksale. Menschliche Schicksale, die so kaum
Aussicht auf ein „Happy End“ haben.
Der lange währende überparteiliche Konsens der „sozialen Marktwirtschaft“ scheint da schon lange ausgeschaltet.
Wenn in einer benachbarten Kleinstadt hier der schlichte Verwaltungsbau aus den späten 1950ern der „Agentur für Arbeit“ wie so viele Bauten gerade aus dieser Zeit „im Sanierungsstau feststeckt“ und im selben Ort 2 Kilometer weiter das „Jobcenter“ neu baut dann weist das ja auch deutlich darauf hin, wohin die weitere Reise gehen könnte:
Mit Almosenverteilung hat man die Menschen besser im Griff als mit würdevoller Arbeit – und entsprechender Entlohnung.
Ein Gehalt – und die Angemessenheit desselben ist ja auch Würdigung und Anerkennung von Leistung –
und Bereitschaft dazu – mithin – „Motivationsförderung“.
Erfahrung und Einsatzbereitschaft sollten eben auch finanziell anerkannt werden.
Aufstiegschancen gewährt sein. Nicht nur dort.
Bildung ist schließlich der einzige „Rohstoff“, den wir hier in Deutschland haben.
Die „Post-Post-Demokratie“ jedoch scheint daran nicht mehr viel Interesse zu haben.
Keine Partei hat wirklich Ansätze für Konzepte, um die Folgen der ersten drei industriellen Revolutionen zu bearbeiten.
Für und mit den Menschen. Das ist mit der vierten industriellen Revolution – der so genannten „Digitalisierung“ nicht anders.
Dabei gäbe es so viele Chancen. Aber – dafür bedarf es des Blickes über den Tellerrand. Über Tellerränder.
Und auch des Maßstabsprunges. Der Maßstabsprünge darüber hinaus. Auch über manchen – vor allem den eigenen Schatten.
Teil eines neuen „gegenhegemonialen Projektes“, wie Michael Hirsch es nennt.
Tatsächlich jedoch dümpelt man da seit gefühlten Ewigkeiten vor sich hin.
Das Ruhrgebiet hier nebenan ist ein prägnantes Beispiel für dieses Versagen.
Und – jede Veränderung macht den meisten Menschen eher Angst.
Weil sie gesehen haben, dass sie selbst am wenigsten davon profitieren.
„luo hou jiu yao ai da“ – wie man im Chinesischen sagt – übersetzt –
„wer da hinten dran ist, wird die Schläge ab bekommen“.
In den US waren es häufig die Regierungen von Präsidenten aus den Reihen der Demokraten, die besonders durch Korruptionsskandale auffielen. Die „große alte Partei“ der Republikaner, die gerade jetzt unter Trump – eigentlich so etwas wie ein US-Berlusconi einmal mehr eine heftige Zerreißprobe erfährt – sie hatte da immer „vorwiegend andere Methoden“.
Den Sozialdemokraten hier und heute traut auch keiner mehr. Und das nicht zu Unrecht.
Zu häufig haben sie in den letzten zwei Dekaden den Weg hinab für die meisten Menschen beschleunigt.
Und – zu wenig haben sie sich um Sorgen und Nöte der Menschen da im maßgeblich auch von ihnen (mit) verursachten Schlamassel der Exportnation mit abgewickeltem Bildungsauftrag und stagnierenden Billiglöhnen gekümmert.
Zu sehr waren sie mit Zwei-Drittel-Lösungen beschäftigt, die aber immer wieder ein Drittel hinten rüber fallen ließen.
Und – die erst einmal eigene Klientelsgruppen – nicht aber die vielen anderen
in immer mehr auseinanderstrebenden Gesellschaften bediente.
In Deutschland und Europa.
Um größere Konsensfähigkeit – und ein entsprechendes gesellschaftliches Zusammenwachsen –
Zusammenarbeit statt stetiges Gegeneinander-Ausspielen zu erreichen jedoch bedarf es etwas mehr.
Der „Camorra-Experte aus Neapel“, Roberto Saviano bezeichnet Großbritannien,
Und er hat Recht damit. Die so genannte „Finanzindustrie“ hat mehr und mehr alle Grenzen zwischen
„Daseinsfürsorge“ und Sorge für ein verdeckt – bisweilen sehr offen korrupt arbeitendes Establishment verwischt.
Entstanden ist so etwas wie „von Staats wegen legitimierte Mafia-Geschäfte“.
Der sich allen Formen des Klientelismus und der Kaderwirtschaft bedingungslos öffnende Staat wird so Teil des Problems –
die „rote rechte Hand der Bosse“ – nicht aber Teil der Lösung.
Im so genannten „Neo-Liberalismus“ wird alles beliebig instrumentalisiert. Hauptsache, das schnelle Geld fließt bald.
In die Taschen der mächtigen Klientel.
Und – diesen Willkürmechanismen sehen sich immer mehr Menschen quasi schutzlos ausgeliefert.
Die schweigende Mehrheit in Deutschland wählt nicht extrem.
Sie wählt „bürgerlich“. Die AFD ist am Rande marginalisiert.
Da irrt in meinen Augen auch Rudolf Dressler.
Der Schreck vor den Extremen des „Dritten Reichs“ und der „ersten Berliner Republik“ nach demselben -
der DDR also geben letztlich den Ausschlag. Ein Wahlentscheid „zurück zur Mitte“.
Wo ist die aber in solchen Zeiten?
Die Mehrheit bevorzugt vermeintlichen Stillstand statt halbherzige Experimente,
die Abwärtstrends beschleunigen könnten – für jeden Einzelnen und seine Familie.
„Christdemokraten“ und „Freie Demokraten“ sind da vertrauenswürdiger als Verwalter dieses Stillstands.
Wer seinen Platz in dieser Sicherheit verlassen hat ist selbst dran schuld – auch an seinem oder ihrem Niedergang.
So die allgemeine Denke im sich solchermaßen „von selbst legitimierenden inversen Sozialismus“.
Als Deutscher hat er sich dann noch hinter Flüchtlingen einzuordnen.
Bewegung schafft selbst verantwortetes Unglück.
Christdemokraten mit der kinderlosen „Rautenfalterin“ an der Spitze und dem eisenharten Verwalter schwarzer Nullen
im Rollstuhl dahinter wecken in post-faktisch post-demokratischen, seltsam neo-feudalen Zeiten mehr Vertrauen
in die Verwaltung des Stillstands als „vermeintliche Sozialhazardeure ohne weitere Umbaukonzepte“.
Zumal das „neofeudale Element“ dieser seltsamen Zwischenzeit auch in sich die Paradoxie birgt,
dass Kinder eher ein erhöhtes Armutsrisiko – keine wirkliche „Altersvorsorge“ im fragmentierten,
teilweise schon völlig zersplitterten „Sozialstaat“ darstellen. Im System nach unten delegierter Verantwortungslosigkeit.
Mit einer „Familien-Verteidigungsministerin“, die zwar unermüdlich „Germans to the front – Deutsche an die Front“
fordert, aber ihre sieben Kinder nie dorthin schicken würde als oberste Repräsentatin der „Leitkultur“
garantiert man auch, dass da immer scharf geschossen wird.
Auch wenn es in der Regel immer den Falschen trifft –
in Zeiten wie diesen weckt das mehr Vertrauen beim Bürger als zu viele ungelenke Bewegungen,
die das Rettungsfloß da auf hoher See bei steigendem Meeresspiegel bald zum Kentern bringen könnten.
Und da, werte Genossen hat die Sozialdemokratie in den letzten zwei Dekaden einfach zu viel verspielt.
Von Grünen und Linken gar nicht erst zu reden.
Erst wenn wir Archen bauen und dies auch glaubhaft darstellen können und wollen
werden wir wieder das Vertrauen der Wähler – der älteren demographischen Mehrheit
und der Menschen im Erwerbsprozess mit Angst vor dem Fall ins Bodenlose gewinnen können.
Und das sagt kein Besserwisser. Das sagt einer, dem aufgrund seiner Erfahrungen hier viele Türen verschlossen wurden.
Aber – das Verarbeiten auch schmerzhafter Erfahrungen bewahrt einen vor mancher Unbill.
Und manchem Verzagen. Und es sollte Wege eröffnen, die vielleicht auch Auswege
aus manchen Endlosschleifen gefangener Erinnerung, in denen wir uns befinden zu eröffnen vermögen.
Viele Menschen in Deutschland denken ja immer noch, dass 1989
die erste friedliche Revolution in Europa stattfand.
Der Mauerfall war schon etwas. Aber die „Nelkenrevolution“ 1974 in Portugal – ein „Militärputsch von links“,
Und – es ist auch immer Ausdruck des unglaublich moderaten Stolzes dieses Volkes,
das sich damit auch ganz deutlich vom spanischen Machismo absetzt.
Und – das so wie Island seinen ganz eigenen Weg aus den Daumenschrauben
lokal instrumentalisierter „Globalisierung“ sucht.
Und ihn hoffentlich auch weiter findet.
Natürlich wird mancher einwenden, dass auch der Mauerfall zum Teil „von außen gesteuert“ wurde.
Das sollte den erklärten Willen der Menschen in Ostdeutschland aber nicht geringer achten. Denn –
„Einflussnahme von außen“ gibt es, seit es „Reiche“ – Fürstentümer, Nationen und damit verbunden
verschiedene Interessen von Gruppen und Individuen gibt. Nur der Maßstab ist heute ein anderer –
und die Formen der Einflussnahme sind häufig subtiler.
Aber – auch das nicht erst seit dem scheinbar unaufhaltsamen Aufstieg des „US-Berlusconi“
Trump oder den stetig laut herausposaunten Verdachtsmomenten gegenüber Putins Russland,
die US-Wahlen und mehr beeinflusst zu haben.
Verbitterung sollte nie den Blick auf die Vergangenheit vernebeln und so eintrüben,
dass die Gegenwart nur noch mit Schrecken erlebt wird und die Zukunft
nur noch ein großes dunkles Fragezeichen ist.
Wenn schon die Schrecken der Nazizeit und der „ersten Berliner Republik nach dem Dritten Reich“ –
der DDR also in Deutschland so maßgeblich wahlentscheidend im Hinterkopf des
„kollektiven Gedächtnisses“ demographischer Mehrheiten sind, dann sollte es sicher doch auch
andere historische Momente geben, an denen man anknüpfen kann, um den Parteienkonformismus –
und das damit verbundene Gefühl der „Wahl des kleineren Übels“ zu stoppen.
Und – neue Ansätze zu finden – neue Wege, die auch neue Zielsetzungen erschließen.
Denn zugleich sind wir ja auch eine zutiefst „post-heroische“ Gesellschaft.
Die mit der schweren Last zweier Weltkriege im Gepäck – auf unseren Schultern ge- und befangen
in immer mehr gegenwärtigen Kriegen fest steckt. Kriege in der Ferne,
in denen es im Prinzip nur Verlierer geben kann. Wenn man nicht endlich Auswege aus
den Spiralen der Gewalt findet. Ohne Gesichtsverlust.
Im Gegenteil – dem Anderen und sich Kante zeigend. Und Wege heraus aus Hass und Gewalt ermöglichend.
Was braucht der Mensch zum Leben?
Wasser zum Trinken – Luft zum Atmen – Liebe, um Kraft und Hoffnung zu schöpfen.
Anfang der 1970er Jahre waren unsere Flüsse und Seen vom Tod bedroht. Die Luft ließ uns
kaum Atem schöpfen. Die Zeit der Entstehung vieler Bürgerinitiativen – und der Grünen damit.
Die Ära Brandt, in der die Höherstellung des Gemeinwohls Wasser und Luft vor privaten Interessen
etwa in der kommunalen Wasserschutzgesetzgebung ihren Ausdruck fand.
Kriege und Fluchtursachen hängen maßgeblich mit Raub und Zerstörung dieser Allgemeingüter zusammen.
„Wandel durch Handel und Annäherung 2.0“ in diesem Zusammenhang ist eine gewaltige Aufgabe,
bei der wir die Begegnung nicht nur mit den Mächtigen – sondern auch mit den Menschen an der Basis suchen müssen.
Gesicherte Auf- und Umbaukonzepte können nur mittels harter gesetzlicher Vorgaben funktionieren.
Und die liegen in beiderlei Interessen.
Das gilt es jedoch auch zu vermitteln.
Und – dafür muss man die Menschen kennen.
Man muss sie und ihre Grundbedürfnisse schätzen lernen.
Kläranlagen und Abwassersysteme können wir heute als kleine,
dezentrale Einheiten mit geringem Energieverbrauch bauen. Und mehr.
Wichtig ist der politische Wille, recyclingfähige Wirtschaftssysteme zu bauen.
Auch in der Wasserwirtschaft.
Und damit die Grundbedürfnisse von immer mehr Menschen zu sichern.
Städte und ihre Entstehung hängen maßgeblich mit Wasser zusammen. In allen Kulturen –
allen Epochen. Um- und Weiterbau gerade auch von schnell wachsenden Städten im Süden
zu lebenswerten Orten hängt maßgeblich auch mit der Wasserqualität – dem Allgemeingut Wasser
und dessen Verfügbarkeit für die Bewohner zusammen. Ihre Einbettung in ein Umland,
das die Stadt und ihre Bewohner mit Agrargütern versorgt hängt auch mit den Gleichgewichten –
zwischen Stadt und Land – gerade auch beim Wasserverbrauch zusammen.
Allerorten.
Insofern können wir auch als „Exportnation“ nachhaltigere und wichtigere –
Erhardt Eppler würde sagen „zukunftstauglichere“ Arbeit leisten. Auch für uns selbst.
Militärische Sicherung ist dafür erforderlich – aber auf Augenhöhe mit zivilen Aufbaukonzepten.
Denn – Feinde und Gegner gibt es immer reichlich in solchen Zeiten. Zeiten, in denen alles
bedingungslos instrumentalisiert wird. Und in denen mächtige private Interessen über schwachen
Gemeinwohlinteressen auch allzu häufig „von Staats wegen“ gestellt werden. In denen eben alles käuflich ist.
Alles, was da Einigen nutzt. Zumeist den Mächtigsten und deren Machterhalt.
Der „deutsche Vorschlaghammer“ - oder andere sehr direkte Formen der Erzeugung von Druck
beim Verhandeln bei uns, das feine italienische Spiel mit Stilett und Lupara – rhetorisch natürlich verbrämt
und mit vielfältigen Nadelstichen den Gegner zermürbend – so wie 2006 Materazzi den größten
Fußballer aller Zeiten Zinedine Zidane letztlich entnervte – das gleichfalls zermürbende
„feine britische Lady-Macbeth-Spiel“, chinesische „Konfuzianische Ethik“ in diesen Zeiten,
der „instrumentalisierte Götterhimmel des indischen Subkontinents“,
„Tribalismus“ nicht nur am Hindukusch – die „auf dem Lauf
eines Gewehres begründete US-Verfassung“ - bei Allem, was ich auf Reisen und als
„Wanderarbeiter“ in den letzten Jahren so erlebt habe geht’s immer um Kommunikation –
und um Vertrauensaufbau in Zeiten des Umbruchs. Um Menschen.
Bauen erfordert Vieles – Alles – als existenzielles Thema.
Als Leidenschaft. Im wahrsten Sinne des Wortes.
Auch der Umbau von einem zersplitterten Gemeinwesen zu einer Gesellschaft, die wieder
Ziele – wieder Perspektiven entwickelt. Die wieder sich der Ideale einer neuen Aufklärung
besinnt. Einer Aufklärung, die ganz sicher wieder erforderlich ist nach diesen Zeiten der Verwüstung.
Innen und außen.
Pleite sind wir auch im Billiglohnland Deutschland.
Die schwarze Null Schäubles ist nur Augenwischerei.
Und - der Export von Wasserrohren, Kläranlagen und Ingenieursdienstleistungen ist sicher
nachhaltiger als der von Autos und Panzern. Die Solarindustrie kommt dann vielleicht mit
chinesischen Partnern auch wieder auf Vordermann. Schließlich steigen überall die Temperaturen.
Und gegensteuern können wir da nur mit weniger fossilen Brennstoffen.
Panzer und Autos vorwiegend mit fossilen Verbrennungsmotoren jedoch bedeuten das Gegenteil.
Indische Freunde von mir, die wie ich in China gearbeitet haben sagen auch, dass sie
noch im größten Dreck leben werden, wenn China schon sein „grünes Wirtschaftswunder“ erlebt.
Wer dabei etwa im Zusammenhang mit dem gewaltigen Projekt der „Neuen Seidenstraße“
allein von „chinesischem Vormachtsstreben“ redet, der hat nicht verstanden, dass wir die Erde
nur teilen können mit vielen anderen. Dass wir aber unter einem gemeinsamen,
viel weiteren Himmel leben.
Und – dass "Konfuzianische Ethik" das ist, was diese älteste Großkultur der Welt seit rund 2500 Jahren -
seit Kung Tse sie geprägt hat zusammenhält.
Mal mehr, mal weniger.
Die Zukunft ist „nur“ ein kleines Fenster – ein Fenster der Gelegenheiten im Strom
der Ereignisse zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Nur mit Besinnung auf diese und –
in Frieden mit diesen können wir das Kommende auch für uns gewinnen.
Dafür müssen wir aber die Ärmel hochkrempeln. Nicht nach unten treten und nach oben buckeln, sondern –
gute Arbeit leisten – die wesentlichen Themen weiter entwickeln wollen.
Gegen alle Widerstände. Von innen und außen.
Der Aufbau von „Schulen für internationale und Interkulturelle Entwicklungs-Zusammenarbeit“
ist da schon einmal ein kleiner Schritt.
Ein kleiner Schritt, der durchaus große Folgen hervorbringen kann.
Nicht nur für uns. Wer auch immer wir sind.
Wo auch immer wir her kommen.
Natürlich wird auch jetzt wieder der Neidfaktor und das Geschwätz der Bedenkenträger überwiegen.
Ich höre schon die Worte „Besserwisser“ und „Querulant“ und vieles mehr. Aber - wie
der "Krieg gegen den Terror" a) zu mehr Terror führt - das bemerken immer mehr Menschen und –
vielleicht sollten da auch Sozialdemokraten bei uns einmal ein etwas offeneres Ohr haben, denn
b) wie alles instrumentalisiert wird, um Geschäfte der Mächtigen gegen die Vielen
um die "Politik for the few - eliminating the many" zu legitimieren –
das zeichnet sich auch immer deutlicher allerorten ab.
Wir können vieles ändern und bewegen.
„Dass Martin Schulz und die SPD das verstanden haben, das sehe ich nicht.“ –
sagt Ludger Elmer in anderem Zusammenhang.
Sollte ich bis dahin von den Sozialdemokraten nichts gehört haben,
werde ich am 24. September wieder frei von jeder Parteizugehörigkeit sein.
Alles Gute bis dahin.
Liebe Genossinnen und Genossen.
Nu steh ich hier und kann nicht anders,
ein „unbeschriebenes Blatt“ in der Düsseldorfer Sozialdemokratie vielleicht –
einer, der 2013 mit den Worten: „nur mit einer
starken SPD bekommen WIR die Wende hin“ in die
Partei Willy Brandts, Helmut Schmidts, Egon Bahrs, Erhard Epplers und
vieler anderer eingetreten ist.
Ich hör`s schon: „So einer soll uns im Bundestag vertreten!“
„Der Stallgeruch, der fehlt ihm!“
Erfahrung – das Gedächtnis sicher nicht.
Vor der letzten Bundestagswahl 2013 sagte Jürgen Habermas:
„Deutschland döst auf einem Vulkan!“
Ist es inzwischen entschlafen?
Im Spätherbst 2015 – also lange vor den Landtagswahlen mit zweistelligen
AfD-Ergebnissen sagte meine Mutter, Jahrgang 1936:
„Wenn WIR in Deutschland einen Rechtsruck haben – dann Gnade uns Gott!“
„Lerne das Einfachste!“ fordert Bertolt Brecht in seinem „Lob des Lernens.“ Oder –
„Wer A sagt muss auch B sagen!“
Wer „Flüchtlinge sind willkommen“ sagt, der muss sich auch entschieden gegen Rüstungsexporte im Wert von derzeit rund 8 Milliarden Euro jährlich aussprechen.
„Wer B sagt, darf auch vor dem C nicht in die Knie gehen!“
Der muss auch endlich Alternativen zu Krieg, Zerstörung und Abbau hier wie dort bereit stellen.
Wer Genfer Konvention und Asylrecht sagt, der muss auch endlich das überalterte Land als
Einwanderungsland deklarieren und dies per Gesetz regeln – auch um die steigende Anzahl von Kriegsflüchtlingen wirksamer schützen zu können.
Der muss aber auch die Ängste der Verdrossenen und – der Rechtswähler ernst nehmen und fragen – woher das kommt.
Statistische Werte – ohne erklärten politischen Willen, das WARUM zu hinterfragen und dann auch entsprechend handeln zu wollen helfen da gar nichts.
Es geht auch dort – um Sicherheit – und Angst. Um fehlendes Vertrauen.
Zwischen Hassels, Reisholz und Eller einerseits und Kaiserswerth, Wittlaer und Stockum andererseits – zwischen Duisburg und dem Ruhrgebiet dahinter einerseits und Düsseldorf andererseits – zwischen alter DDR und alter BRD – zwischen globalem reichem Norden und armem Süden – einer Grenze, die zum Beispiel in Italien bereits kurz hinter Rom von hier aus gesehen liegt. Und – Armut und – die Gefahr des Abstiegs in diese und Krieg, Zerstörung und Abbau – auch von Rechten und Freiheiten – und darin begründetem Vertrauen liegen keine Handbreit voneinander entfernt.
Wer sagt, „Austerität ist doof“, der muss auch Wege aus dem „Neoliberalismus“ ebnen und dies mit kluger und kompetenter Beratung offen erörtern. Und - der muss auch die Systemfrage stellen – aber nicht im Sinne des kommunistischen Manifests von 1848, wie ein befreundeter Genosse das Zukunftsprogramm der Partei der Linken provokant betitelt – sondern ausgehend von der Welt zu Beginn unseres Jahrhunderts.
Wer sagt, „Hartz 4 muss wech“, der muss auch neue Fundamente für unser gesamtes Sozialversicherungssystem erörtern und bei solchermaßen existenziellen Themen auch neue Wege zur Ermittlung von Gesetzesvorlagen erforschen.
Wer sagt, „der Mindestlohn ist toll“, der muss auch viel mehr neue Jobs schaffen wollen und – der muss über die flexiblere Gestaltung der Jobmärkte und Bürokratieabbau und realwirtschaftliche Offensiven nicht nur nachdenken.
Wer sagt, „wir brauchen mehr Steuergerechtigkeit“, der muss auch den derzeitigen Spitzensteuersatz von 42 % auf weit über 50 % anheben, Vermögenssteuer und anderes angehen, internationale Großkonzerne besteuern - aber auch Anreize für einheimische Investitionen hierzulande erleichtern.
Wer sagt, „Exportüberschüsse sind schlecht“, der muss auch neue, fairere Außenhandelsfelder im Rahmen von internationaler und interkultureller Entwicklungszusammenarbeit mit Partnern vielerorts – und auf allen Ebenen eröffnen.
„Lerne das Einfachste!“
Wer vor dem C der ach so „Christlich Demokratischen Union“ und der Raute der Chef-Ausbremserin in die Knie geht – der hat auch vor dem F der AFD und dem S von „Seehofers und Konsorten Union“ schon längst kapituliert und – der darf sich nicht wundern über die Abwahl in die Bedeutungslosigkeit der traditionsreichsten Partei Deutschlands.
Stattdessen sollten WIR das in der Groko zuletzt doch arg deformierte Original der Sozialdemokratie wieder deutlicher herausarbeiten – auch als Angebot an grüne und linke Partner – in Deutschland und in Europa!
Und – da lasst mich jetzt hier im Rückgriff auf Vaclav Havel, einen der großen Europäer der ersten Stunde nach 1989 sagen:
Ich betrachte die Beine Düsseldorfer Passanten mit den Augen seines tschechischen Landsmannes, der morgens auf der Brücke am wehrhahn mit seinem Pappbecher kniet und mir ehrfürchtig lächelnd „Kein Problem, Monsieur!“ sagt, wenn ich mich bei ihm entschuldige dafür, dass ich ihm nur wenige Cent da hineinwerfe.
Ich betrachte das Außenamt mit den Augen des Vaters aus Damaskus, der nun in der Blanckertzstraße im Heim wohnt und einen Brief an Frank-walter Steinmeier geschrieben hat mit der Bitte um Unterstützung bei der Familienzusammenführung mit seiner an der Frontlinie zwischen hierzulande so genannten „moderaten Rebellen“ – Al Nusra und Co und Regierungstruppen lebenden Frau und Kindern.
Ich betrachte das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge mit den Augen des jungen syrischen Chirurgen, der nach acht Monaten in Deutschland zurück nach Aleppo gehen will, wo man ihn braucht.
Ich betrachte das Jobcenter mit den Augen der jungen Frau aus Masar-e-Sharif, die mit Vater, früher Bauunternehmer dort, Mutter und drei Schwestern und deren Kindern hier nach Düsseldorf gekommen ist. Sie hat in Masar für die Deutschen gearbeitet – eine ihrer Schwestern, die das auch getan hat, ist von Taliban vor den Augen ihrer Mutter ermordet worden. Sie hat ihren Master in Entwicklungsarbeit in Bangkok gemacht und an der Uni Masar gelehrt. Nun soll sie eine kaufmännische Ausbildung machen.
Ich betrachte den Zustand des deutschen Asylrechts mit den ängstlichen Augen eines früheren Fahrers von mir aus Kabul – ein Hazara, der seine Frau und Kinder von Mafiabanden bedroht sah und nun in Herten darauf hofft, irgendwann hier mit seiner Familie ankommen zu können.
Ich betrachte westdeutschland mit den Augen der klugen Dame aus Ost-Berlin, die schon im alten System der DDR als wacher und kritischer Geist nicht gut gelitten war und nun als Hartz 4 lerin ihre Uni-Abschlüsse, Qualifikationen und Erfahrungen am Nagel hängen sieht.
Als Architekt und Städtebauer, Stadtbaugeschichtler und Baurechtler betrachte ich Orte unter dem Aspekt des Zusammenlebens. Es geht immer um Menschen und deren Lebenszusammenhänge. Und – um das Vermeiden des Auseinanderdriftens von sozialen Gefügen.
Aber – die Dinge sind komplex. Und – die
Welt ist ein sehr schöner Ort - am Abgrund.
In Anbetracht des Zustands von Europa in dieser Welt müssen wir aufpassen, dass wir
nicht bald in der
„2. Berliner Republik nach dem 3. Reich“ aufwachen.
WIR benötigen eine offene und integrativ arbeitende Gesellschaftsordnung. Und – einen ebensolchen, von Vertrauen – von Hoffnung und Zuversicht getragenen permanenten Dialog zwischen dem Staat und der ganzen Gesellschaft!
Aber - wer da die Systemfrage stellt und Umbau fordert und vorantreibt – wie Bernie Sanders, der ja vom Establishment der Demokraten weggemobbt wurde , sodass wir uns nun Donald Trump als US-Präsident gegenüber sehen, wie Jeremy Corbyn in Groß-Britannien, mit dem Labour mehr als 200.000 neue Mitglieder gewonnen hat – warum wird der von führenden Sozialdemokraten hierzulande stetig ignoriert und ins Abseits gedrängt?
Leider lässt dies dann aber auch bezüglich der AfD bei der Bundestagswahl eher düstere Vorahnungen aufkommen.
Es bedarf viel Liebe und Vertrauen, um tragfähige Perspektiven aufzubauen.
Beim Hausbau, beim Aufbau einer Familie – und einer Gesellschaft.
Mein Ort ist immer der Boden der Tatsachen. Ein weites Feld,
das ich auf vielen Ebenen beackert habe. Theoretisch und praktisch.
Die Realität aber ist immer viel härter als die graue Theorie.
Da braucht es viel Pragmatismus, Erfahrung und Offenheit.
Alleine für die Verhandlungen zum Erreichen größerer „sozialer Gerechtigkeit“ auf allen Ebenen
benötigen wir harte und konsensfähige – präzise Zielvorgaben. Verhandlungen, die die
ganze Gesellschaft – nicht nur 2/3 davon im Blick haben. Denn – das hinten rüber gefallene letzte Drittel - das bildet immer größere Mengen des Unbehagens und des Verdrusses.
Globalisierung ist keine Einbahnstraße.
Nein, vielmehr sollte sie eine Straße in mehr Vielfalt sein.
Und - alles hängt nun einmal auf „globalisierten Märkten“ zusammen. Die Preisentwicklung auf den Grundstücksmärkten wird uns insofern auch beim Thema „Neue Wohnungsgemeinnützigkeit“ einholen. Gerade im Hinblick auf die Mietspiegel einerseits - die niedrigen Löhne in Deutschland andererseits. Denn – Grundstückspreise gehorchen den Regeln einer im „rasenden Stillstand“ gefangenen Maschine, die Inflations- und Rezessionsgefahr stetig exportiert.
Insofern benötigen wir kurz-, mittel- und langfristige Planungs- und Zeitfenster und entsprechende Zielvorgaben – vom Bund bis in die Kommunen.
Dasselbe gilt für die „Energiewende“. Auch da benötigen wir viel mehr Entschlossenheit, diese mit partizipativen – also ursprünglich sozialdemokratischen Inhalten zu versehen. Genau da gilt es dann auch, den Grünen abseits der sehr konservativen „Bionade-Grünen“ Angebote machen zu können. Und vor allem – um Menschen – und damit auch Wähler zu gewinnen!
Und – auch die „Digitalisierung ist eine Chance“. Den vielen Verlierern jedoch müssen wir genau dies glaubwürdig und programmatisch darstellen können. Arbeit muss sich wieder lohnen – und gute Arbeit muss wieder höhere Belohnung erfahren als Finanzgeschäfte.
Und – auch im Falle der Arbeitslosigkeit müssen wir schneller und flexibler die Menschen motivieren. Auch bei der Integration in Arbeitsmarkt und Gesellschaft.
Dass die Agenda 2010 insofern nicht nur Kurskorrekturen erfahren muss – das versteht sich von selbst.
Umbau! Aufbau! WIR müssen dafür die Angebote liefern.
Auch an andere - an rote und grüne Partner. Und – hart verhandeln.
Es ist unser Land. Unser Land in Europa.
Und unsere Stadt. Denn – auch in eher „konservativen Milieus“ - wie etwa in weiten Teilen des Düsseldorfer Nordens – da trifft man auf viel Unbehagen. Unbehagen an einer scheinbar planlosen Schnelllebigkeit der Welt. Einer falsch verkauften Globalisierung, die auch dort immer mehr Menschen und deren Existenzen bedroht. Und - auch dort wird die Frage der „Nachhaltigkeit solcher Entwicklungen“ von vielen „Wertkonservativen“ gestellt. Bürger, die auf ihren Handlungsfeldern aber auch nur unzureichende Antworten erhalten. Und – die wir nicht ins „nationalkonservative Milieu“ der AfD verlieren sollten!
Ich bin ein Planer und pragmatischer Macher. Ein „Sarr-e-sefid“ – ein „weises Haupt“. So wurde ich in Afghanistan genannt. Ein Kämpfer ohne Waffen und wenn, dann mit „leerer Hand“ – was Karate übersetzt bedeutet. Vielleicht kann so einer die erforderlichen Themen ja viel glaubwürdiger darstellen und auch ihre Umsetzung in die Wege leiten als in der Groko „Realpolitik“ ausgebrannte Genossen?
Aber – da habt Ihr die Wahl!
Und – klar – Politik – und Konsensfindung sind kein Wunschkonzert, sondern harte Arbeit.
Viele Einwürfe und Fragen aus den Ortsvereinen habe ich hier bereits ansatzweise erörtert.
In einem OV machte mich ein klug bohrender Genosse darauf aufmerksam, dass man als MdB natürlich nur ein kleines Rädchen im Getriebe sei und sich keinen Illusionen hingeben solle.
Stimmt. Aber – natürlich – das sollte hier auch gesagt sein – natürlich kann ich mir auch
vorstellen, Sigmar Gabriel oder Martin Schulz, die beide kaum Pläne und Perspektiven zum Umbau und Aufbau unseres Landes in Europa und der
Welt präsent haben in der
K-Frage herauszufordern. Natürlich sage ich das mit einem Augenzwinkern.
Aber - das habe ich auch zuletzt gesagt: Nach einem persönlichen Gespräch kann ich mir auch vorstellen, mit Sigmar Gabriel oder Martin Schulz zu arbeiten. Aber – dieses Gespräch, bei dem auch viele in dieser Rede angerissenen Punkte vertieft werden sollen von meiner Seite - das sollte drin sein.
Und – damit wir uns nicht missverstehen – nicht alles war oder ist schlecht. Aber – alles sollte besser und glaubwürdiger in der Umsetzung werden – nicht nur für 2/3 der Menschen in Deutschland, sondern für alle!
Danke!
Zunächst einmal – das Wahlergebnis:
9 Stimmen für Joachim Heuter, 54
19 Stimmen für Stefan Frischauf, 52
104 Stimmen für Philipp Tacer, 33
Herzlichen Glückwunsch! Natürlich ist der jüngste Bewerber gut vernetzt in der Düsseldorfer SPD und Vorsitzender des Umweltausschusses im Rat und auch Mitglied des Kulturausschusses. Die beiden älteren Herausforderer sind weniger gut vernetzt und beide erst 2013 in die SPD eingetreten. Das kann aber noch kommen.
Viele der 132 hier abgebildeten Delegierten wollten das, was meine Wenigkeit da zu sagen hatte nicht hören. Viele verstanden dies auch sicher kaum oder - wollten es auch nicht verstehen. Dennoch – ich kenne nur 3 Genossen, die für mich stimmten. Also habe ich für 16 mehr Genossen auch gesprochen. Und - ich habe danach einige sehr positive Rückmeldungen erhalten.
Adolf Loos hat mal sinngemäß gesagt: "Wer das Rad der Geschichte anhält, dem hat es immer die Hand abgerissen".
„Die Politik des Establishments“ wird viele Dinge weiter so zu bewältigen suchen.
Das bedeutet denn auch – wie auch immer die Wahlen 2017 ausgehen – die Zivilgesellschaft ist einmal mehr gefordert. Abgesehen davon, wie lange eine mögliche Regierung 2017 halten wird: die Zeiten werden nicht leichter. Bürgerliche Initiativen werden da vielfach die Auseinandersetzung mit der etablierten Politik suchen müssen. Noch mehr als vorher.
So lange der Kampfbegriff des „Neoliberalismus“ mit seinen vielschichtigen Phänomenen auch das Verbot der Frage nach dem WARUM impliziert und mögliche durchaus vielschichtige Antworten mit einem Tabu belegt, gibt es auch „keine Alternativen“ in der „etablierten Politik“. „Kognitive Dissonanz“ ist dabei nur eine mögliche Erscheinungsform der Angst.
Eine der gestrichenen Passagen aus dieser Rede soll hier kurz zitiert werden:
„Ich betrachte den Zustand des öffentlichen Raumes – auch des Rechtsraumes von Deutschland mit den Augen von jemandem, der 1991 die erste Geldübergabe in einer Pizzeria am Düsseldorfer
Hauptbahnhof erlebt, die süditalienischen worte eines Kellners: „Die verlangen zu viel!“ deutlich gehört und zwei wochen darauf die ausgebrannte Küche der Pizzeria gesehen hat. Und der dann 2006, als
kalabresische N’Drangheta Clans sich in Duisburg einen Machtkampf mit einigen Todesopfern lieferten die Schlagzeilen der Boulevardpresse
„Die Mafia in Deutschland!“ mit Ausrufezeichen konsterniert gelesen hat.“
Wir brauchen also viel mehr Vernetzung von vielfältigen Initiativen, um uns und andere wirksam schützen zu können. Auch, um die Dinge zu einem Besseren zu bewegen. Für uns und andere. Letztlich für immer mehr Menschen. Hier wie dort.
Die „Flüchtlingskrise“ und die Rolle der Sozialdemokratie
Sehr geehrter Herr Außenminister F. W.
Steinmeier –
sehr geehrter Vizekanzler Sigmar Gabriel,
es ist nicht leicht in diesen Tagen, ein Sozialdemokrat zu sein. Das
ist mir durchaus selber bewusst. Die Rochade der Kanzlerin in der so genannten „Flüchtlingskrise“, wo sie dann letztlich ihren kleineren Partner in der Großen Koalition links überholt hat, um sich
dann wieder weiter rechts beim anderen Partner einzuordnen – das wirkt alles noch lange nach.
Aber – wie sie da „Gardez!“ – also die Dame selbst ins Kreuzfeuer gesetzt hat, bevor der König – die europäische Einheit matt gesetzt werden konnte – das verdient allergrößten Respekt.
Handelt es sich jedoch nur um einen Aufschub – ist der
Niedergang Europas – in welcher Form auch immer unvermeidbar oder – wie können wir jetzt die Situation meistern?
Und – wo sind die Grenzen der Ressorts – auch zwischen „Innen“ und „Außen“ in diesen Tagen, wenn der Innenminister in den Maghreb reist, um dort über schnellere Rücknahmen von Flüchtlingen in die dortigen „sicheren Herkunftsländer“ zu verhandeln?
Zur „Tragödie der europäischen Sozialdemokratie“, wie sie der irisch-stämmige US-Soziologe Mike Davis schon 2006 im „Planet der Slums“ und der slowenische Kulturkritiker und Psychoanalytiker Slavoj Zižek immer wieder neu beschreibt – zum „Dösen Deutschlands auf dem Vulkan“, wie Jürgen Habermas noch im Vorfeld der Bundestagswahlen 2013 konstatierte will ich mich hier jetzt gar nicht mehr äußern.
Planungstechnisch ist die Zukunft nur ein kleines Zeit- und Gelegenheitsfenster
zwischen Vergangenheit und Gegenwart. Gefangen in der alltäglichen "Realpolitik" können nirgends mehr "nachhaltige und zukunftsfähige Konzepte" ausgearbeitet und auch legislativ vorbereitet werden.
Helmut Schmidts Satz von den Visionen wirkt da zudem nach - auch wenn der Gute diesen sicher in seiner "Altersgelassenheit" relativiert hätte.
Die klugen Rochaden und die Gardez-Position der Dame im Kanzleramt zuletzt, das war eben auch ein Schachzug, um sozialdemokratische - allgemein links von der Mitte angesiedelte Positionen zu
vereinnahmen und dann das "Teile und Herrsche Spiel alternativlos" weiterzuführen.
Und - da kann derzeit keiner der erfahrenen und gereiften Machtpolitikerin das Wasser reichen.
Manche betonen da zwar ihre Aussitzerqualitäten als „Ziehtochter“ von Altkanzler Kohl oder ihre FDJ-Vergangenheit, aber – die reden, als wäre Frau Merkel alleine zu Haus und würde alleine durch
"Nichtstun" alles aussitzen. Dann wäre sie Klassenletzte auf der Hinterbank - aber nicht vorne als Klassenlehrerin und Schuldirektorin und mehr. Und – populistische Floskeln finden wir überall. Sie
weiß sie nur demoskopisch am besten für sich zu nutzen. Und - wie sehen der "Generationenvertrag" und die Alterspyramide im Lande aus?
Als ich 2010 nach anderthalb Jahren Tätigkeit als „ziviler
Aufbauhelfer“ in einer britisch-amerikanischen „NGO“ aus Afghanistan zurückkehrte – ich erkannte dieses Land nicht mehr.
Mit dem
Titel „Kabul, ein Wintermärchen“ habe ich damals meine „Berichte eines “Aufbauhelfers “ vom Hindukusch“ überschrieben -
„ZEIT-online Community Artikel des Users Aflaton aus Afghanistan und –
Wie Deutschland sich
ausbremst“ steht dort weiter im Untertitel.
Aflaton ist der arabische /Farsi Name für Platon. Einen Verlag gab
s dafür nicht – man wusste ja alles über das Land am Hindukusch und den Krieg dort. Ulrich Ladurners ZEIT-online Artikel vom September 2010 –
„Die können keine
Demokratie! - Der Westen denunziert die Afghanen – und lenkt vom eigenen Versagen ab “ ist leider für die meisten zur Gewissheit geworden.
Dem widersprechen nur „Ehemalige“ – die offiziellen Darstellungen sind da eher „verhalten“ – das offenkundige Scheitern wird unter den Teppich gekehrt. So jedoch kann man nichts wirklich lernfähig verbessern.
Mehr dazu finden Sie in meinem „offenen Brief an den bayrischen Ministerpräsidenten Seehofer“.
Der europäische Rechtsruck indes – auch das ist maßgeblich dem „kollektiven
Gedächtnis“ dieser Länder geschuldet. Polen war schließlich über 120 Jahre nach den drei Teilungen zwischen Russland und Preußen (und Österreich) Ende des 18. Jahrhunderts bis 1918 - Ende von WK
1 von der Weltkarte verschwunden und die „Vierte Teilung“ im 19. und 20. Jhdt. wiegt da noch schwerer. In Ungarn, dem früheren tribalistischen Vielvölkerstaat, „Juniorpartner der
Doppelmonarchie mit Österreich“, Brücke zum Balkan – im Warschauer Pakt zuletzt das Land mit der größten Reisefreiheit und auch das Land von Gyula Horns Drahtschere leben mehr Buddhisten als Muslime
(0,03 % d. Bev.) – wie die ehedem 800.000 – nun noch knapp 13 tsd. Juden meist eher in „ethnischen Enklaven“. Und auch Tschechien war lange – nach dem 30-jährigen Krieg Teil der Habsburgermonarchie –
die Slowakei war schon nach dem 11.Jhdt. dem Königreich Ungarn einverleibt; 1918-1992 die Tschechoslowakei; Prager Frühling, Vaclav Havel etc.
Der „Kampf der Kulturen“ wiegt dort überall noch schwerer – der „Mongolensturm“ im 13., die „Wiener Türkenbelagerungen“ im 16. Und 17. Jhdt. – bedrohliche, fremde Völker schienen immer von Osten zu
kommen. Rumsfelds Spaltkeil zu Beginn des Irakkrieges – das „neue“ und das „alte Europa“ – Völker mit jungen, gerade erlangten Freiheiten sind sehr anfällig für solche Indoktrinationen.
Andererseits – die ersten mehr oder weniger bankrotten Staaten Europas hatten gerade seit etwas mehr als einer Generation ihren „Urkonflikt des 20.Jhdts“ gelöst – Portugals Nelkenrevolution 1974 und
Griechenlands Befreiung vom Faschismus nach WK 2 im selben Jahr – in Spanien gar nach Francos Tod 1975 erst 1977 die ersten freien Wahlen und „Irlands Urkonflikt“ zwischen Anglikanern und Katholiken
erlebte mit der „Liberalisierung der Märkte“ – maßgeblich natürlich auch dort direkt vom UK ausgehend nach 1989 auch eine historische Zäsur.
Francis Fukuyamas „Ende der Geschichte“ enthält eine gefährliche Irreführung für
„den alten Kontinent“ – und nicht nur für diesen – gerade in solchermaßen bewegten Zeiten.
Und – was soll das alles für uns heißen?
Vorher genannte tradierten Erfahrungen prägen maßgeblich jeglichen „Verhandlungsspielraum“ – sie geben im Hinterkopf bisweilen gar den Ausschlag des Pendels in die eine – oder andere
Richtung.
Wesentlich komplexer wird’s dann mit der „muslimischen“ – insbesondere
der „arabischen Welt“. Und – da muss ich jetzt doch auf ein Zitat aus dem offenen Brief / der Mail an Herrn Seehofer zurückkommen:
Im Oktober 2011 wird der Kommandeur der ISAF-Truppen 2009 / 10, General Stan McChrystal zu Afghanistan wie folgt zitiert: „Die Amerikaner hätten den Krieg völlig
unvorbereitet begonnen, mit einem "beängstigend simplen" Bild vom Land. "Wir wussten nicht genug und wir wissen immer noch nicht genug".
Ich könnte dies jetzt endlos lange hier weiterführen anhand anderer
Länder, die ich besuchen durfte.
Afghanistan war da in jeder Hinsicht ein Höhepunkt – die größte menschliche und berufliche Herausforderung meines Lebens. Ein unglaublich spannendes – und wunderschönes Land.
Für Fabio Geda, einen Autor aus Turin habe ich einmal „die afghanische Seele“ mit einem Bild von Leoluca Orlando, Oberbürgermeister von Palermo dargestellt: Orlando sagt, „der Sizilianer reicht dem
Gast sein Herz auf den Händen“. Aber – natürlich – auch die größte Insel des Mittelmeeres wurde wie Afghanistan immer wieder von fremden Mächten vereinnahmt und – wer das Herz ergreifen will und es
gar verletzt, der wird die grausame Rache des stolzen Gastgebers erfahren.
Ein Zusatz von mir – von Orlando stammt nur das schöne Bild mit dem Herz auf der Hand.
Fabio Geda hat mit dem Hazara-Jungen Enaiatollah Akbari „Im Meer schwimmen die Krokodile“ – die Geschichte
der sieben Jahre dauernden Flucht des 9-jährigen – bei der Ankunft in Turin 16 Jahre alten Ena geschrieben – ein Bestseller in Italien, der auch in Schulen gelesen
wird.
Wieder die Frage – was hat das alles mit uns zu tun?
Es hat mit Einbindung und Integration – bis hin zu Inklusion – mit Achtung und Respekt – einem Übergang – weg vom „Kampf der Kulturen“ zu tun. „Wandel durch Annäherung – und Handel 2.0“
vielleicht.
Ende 2007 haben alle 16 US-Dienste erklärt, dass das iranische Atomprogramm nicht auf die Herstellung von
Atomwaffen abziele. Nachdem Bush im Herbst noch vom „3. Weltkrieg“, den die Europäer ggf. in Kauf nehmen müssten gesprochen hatte, hatten sich nun die „Tauben“ durchgesetzt und mit diesem Dossier den
US-Präsidenten in Erklärungsnot gebracht.
Die „Bush-Krieger“ waren kurz vor der Zündung der „Deflationsbombe“ – ökonomiegeschichtlich die Phase der meisten Kriege gestoppt
worden.
2008 im Herbst dann erlebten wir stattdessen die „Subprime-Krise“.
Vor kurzem hat der BND vor einer zunehmend aggressiveren - militanteren Außenpolitik Saudi-Arabiens
gewarnt.
Jenes Land, das die (finanz-) stärkste fundamentale
Ausrichtung der Sunna, den Wahabismus besonders seit den Anschlägen auf die heiligen Stätten 1979 in die ganze „muslimische Welt“ – vom Senegal und Mauretanien bis nach Indonesien exportiert und mit
seinen Madrasen überall dort staatliche Schulsysteme unterwandert hat – jenes Land, das 2011 im überwiegend schiitischen Bahrain einmarschiert ist und nun auch im Jemen bombt – vielfach auch mit
deutschen Waffensystemen. Zudem – neben der Türkei unter Erdogan der am stärksten „zweifelhafte Partner“ im Kampf gegen die barbarischen Horden – die aber erstaunlich gut ausgestattete Armee des IS.
Und – auf der anderen Seite – die Schia hatte ja 1979 in ihrem Kernland Iran denselben „gegenaufklärerischen Rückschritt“ zu verzeichnen.
Auch Cem Özdemir sagte vor Kurzem noch einige kluge Sachen in einem
FAZ-Interview, das mit der bezeichnenden Kernaussage „Ich will nicht, dass
Saudi-Arabien Moscheen in Deutschland baut“ übertitelt ist.
Und – sogleich sind wir wieder bei der „Innenpolitik“.
Andere Maßnahmen, um Cems – und auch Navid Kermanis begründeter Befürchtung vorzubeugen findet Ihr hier – „Abrahams Höhlen“. Ich bin eben in allererster Linie Architekt und Städtebauer.
Ein wunderschöner Beruf, der auch viele Leiden schafft.
Und bald sind wir dann bei der „Wirtschaftspolitik“:
„Globalisierung“ und Geschäfte im dreistelligen Millionen-Euro-Bereich ohne jegliche „Nachhaltigkeit“, um jetzt einmal das inflationär genutzte Wort hier zu gebrauchen – und ohne „kulturelle
Sensibilität“ – aber häufig eben auch ohne jegliche kluge „Wehrhaftigkeit“ oder „Resilienz“ habe ich wahrlich genug erlebt.
Ein Essay im Blog der Architektur-Zeitschrift Baumeister zum „post-post-modernen Menschen“ verrät da noch etwas mehr.
Mitte Mai 2013 bin ich nach einem halben Jahr aus Indien und Bangladesch
zurückgekehrt ins Rheinland. Ich war schon vorher pleite gewesen und unterstützte dort nun meine Liebste bei Dreharbeiten für ihren ersten abendfüllenden Spielfilm in ihrer Heimat. Auch eine Art
„Erziehungszeit“ zur Betreuung unseres ersten Sohnes.
Um es kurz zu machen – Indien und Bangladesch zum Zeitpunkt des Einsturzes des Rana-Plaza-Komplexes bei Schwiegereltern – das war höchst komplex. Verhandlungen dort – man wusste gar nicht, wie
schnell welche Messer / Drohungen von wo kommen. „Die größte Demokratie der Welt“ vor einer Generation war noch recht egalitär – eine kleine, superreiche „Elite“ – eine riesige Masse relativ gleich
armer / reicher Menschen. Nun wird die „indische Mittelklasse“ auf ca. 300 Mio. Menschen beziffert.
China zuvor – 2011-12 – „Guanxi“ – also „konfuzianische Ethik“ verbindet da noch alles irgendwie – in Südasien ist die gerade derzeit „instrumentalisierte Vielfalt“ verheerend. Und – besonders Bangladesch wird so in den nächsten Jahren bei linearem Fortlauf einen grausamen Bürgerkrieg erleben. Der nächste Flammenherd dann?
Als ich also Mitte Mai 2013 ca. einen Monat vor Frau und Kind von dort
zurückkehrte schwor ich mir, nur noch „mit Auftrag und Bezahlung aus Deutschland zu reisen“.
Bald darauf folgten die Feiern zum 150. Jahrestag der SPD.
In einem der schönsten Programmkinos hier in Düsseldorf führte Andreas Rimkus einen Film über diese Geschichte auf.
An diesem Abend überzeugte unser gemeinsamer Freund Andreas mich, dass ich nun doch in eine Partei eintreten sollte.
Letztlich sagte ich auch zu ihm: „Ohne eine starke SPD werden wir nie den Wechsel hinbekommen“ – eben sicher auch mit den Grünen – vielleicht auch mit einem Unterstützungspakt mit der Linken.
Die Tendenz schwarz-grün-gelb unter diesen Prämissen ist verheerend.
Insofern bleibe ich jetzt beim unter Genossen
üblichen „Du“, werter Frank-Walter und werter Sigmar – lieber Andreas.
Im Frühjahr 2013 dann erhielt ich noch einen Monat ALG 1 – bald dann ging’s weiter mit ALG 2. Kleine Jobs – Versuche, da herauszukommen
– dabei blieb es.
Ein Jahr zuvor hatte ich ein Coaching bei einem „Bildungsträger“ zur „Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt“. Ich hatte mir einen Coach gesucht, der mich fordern würde – Psychologe mit langjähriger
Erfahrung als Unternehmensberater auf allen Ebenen. Nach drei Sitzungen sagte er mir nach längerem Schweigen: „Die haben alle Angst vor Ihnen. Wer Ihren Lebenslauf liest, der weiß, dass es nur zwei
Möglichkeiten gibt bei so einem – entweder der ist total kaputt – oder – der will etwas bewegen. Das will aber keiner.“
WIR jedoch benötigen dringend Bewegung - Veränderung, werte Genossen. Dein Vorstoß jetzt, werter Sigmar – Sozialpakt und Integrationspakt – drei Wochen vor den Landtagswahlen in
drei Bundesländern sieht jeder das als „Populismus“.
Um dies aber im Haushalt 2017 zu verankern bedarf es der entsprechenden programmatischen Inhalte, die vorher auszuarbeiten sind. Und – die ganz klar auf Joboffensiven hinauslaufen – und kluge
Integrationsprogramme ohne Aufweichung des Mindestlohns.
Betrachtet diesen Brief – diese Mail als meine Bewerbung zur Mitarbeit dabei. Meinen alles andere als linearen Lebenslauf – und auch nochmals grundlegende Infos zu meiner Tätigkeit in Kabul findet Ihr hier.
WIR sollten dem Wähler wieder das Original der Sozialdemokratie besser schmackhaft machen. Harte Arbeit – aber – machbar.
Herzliche
- solidarische Grüße
Stefan Frischauf